Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Als Kind haben eigentlich alle meine Gebete mit dem Satz angefangen: „Lieber Gott, bitte mach, dass …“. Da ging es um Mathearbeiten, das neue Lego-Piratenschiff oder darum, dass Bayern doch bitte noch Meister wird (damals stand das noch lange vor Saisonende fest).
Und ehrlich: Auch heute bete ich manchmal noch so. Nur dass es jetzt eher um ernsthaftere Dinge geht: Dass eine Operation gut verläuft, ein Gespräch nicht eskaliert oder – wie in den letzten Wochen –, dass es endlich mal wieder regnet.
„Lieber Gott, bitte mach, dass …“ In der Bibel fordert Jesus die Leute auf, genauso zu beten. Bei ihm klingt das so: „Wer bittet, dem wird gegeben; wer sucht, der wird finden; wer anklopft, dem wird aufgetan.“ Das klingt so einfach. Und so, als ob Gott alle unsere „Mach-das-Bitten“ erfüllt.
Aber ich weiß inzwischen: Nicht immer – oder vielleicht sogar nur ganz selten – geht unser Gebet so in Erfüllung, wie wir es formuliert haben. Und: Ich glaube, das ist vielleicht auch gut so.
Klar geworden ist mir das, als ich die Nachrichten zum Konflikt zwischen Iran, Israel und den USA gelesen habe. Führende Politiker aus allen drei Ländern beten alle gleichzeitig, dass Gott ihnen doch im Konflikt beistehen möge – und zwar bitte schön so, dass sie siegreich aus dem Konflikt rauskommen. Nein, ich möchte nicht Gott sein in diesen Tagen.
Es gibt kein Rezept, wie wir es anstellen sollen, dass unsere Gebetsbitten erhört werden. Und das ist gut so. Weil das Gebet sonst missbraucht würde. Weil ein Gebet dann zum Machtmittel würde, zur Waffe in unseren Konflikten.
Deshalb ist es gut, dass wir die Auswirkung unseres Gebets nicht in unseren Händen haben. Im Gegenteil. Es gehört ja gerade zum Beten dazu, dass wir etwas abgeben. Dass wir einsehen und erkennen, dass die Welt nicht in unseren Händen liegt – auch wenn sie zum Gebet gefaltet sind. Wenn wir unsere Ängste und Sorgen – so ist es in einem alten Gebet formuliert – auf Gott werfen, bringen wir zum Ausdruck, dass manches einfach zu groß für uns ist. Und wir lernen Vertrauen.
Der Schmerz bleibt, dass auch Gebete nicht erhört werden, die in unseren Augen nur das Beste für den Nächsten wollen. Aber es bleibt auch die Hoffnung, ja der leise Trotz, dass Gebete verändern. Darum bete ich jeden Tag: Lieber Gott, mach, dass endlich Frieden wird.
