SWR3 Gedanken

03JUL2025
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Viele Menschen glauben nicht an Gott, weil sie ihn nicht sehen können. Das ging sogar einem Heiligen so. Der Apostel Thomas wollte Jesus erst sehen und anfassen, bevor er das mit der Auferstehung glauben konnte.

Eben dieser Thomas war nur kurz weg. Und als er zurückkommt ins Hauptquartier, da berichten ihm die anderen Jünger: „Gerade war Jesus hier, kein Scherz. Er ist tatsächlich auferstanden.“ Aber Thomas verlangt Beweise: „Erst wenn ich seine Kreuzigungswunden sehe und sie berühren kann, dann glaube ich das.“

Vielen Menschen geht es heute genauso: Alles wird erst mal einem Fakten-Check unterzogen. Dabei glauben wir eine Menge, ohne es selbst gesehen zu haben. Die Forschung geht davon aus, dass wir nur 10 % unserer gesamten Erfahrungen selbst gemacht haben. Beim Rest verlassen wir uns auf irgendwelche Quellen, die uns vertrauenswürdig erscheinen: erst Eltern, dann Lehrerinnen, und später Wikipedia oder KI.

Es tut gut, sich auf etwas verlassen zu können und nicht alles ständig anzweifeln zu müssen. Ich verlasse mich auch bei der Frage nach Gott auf andere. In der Bibel haben Menschen seit Jahrhunderten aufgeschrieben, wie sie Gott in ihrem Leben gespürt haben. Und ich habe inzwischen auch eigene Erfahrungen gemacht. Ich habe mich begleitet gefühlt, aber auch schon verlassen. Und das macht mich irgendwie sicher: Gott ist da – auch wenn ich ihn nicht sehe.

Ach ja, die Sache mit Thomas hatte noch ein spektakuläres Ende: Jesus ist tatsächlich eine Woche später nochmal erschienen. Er bietet Thomas an, seine Wunden zu berühren, aber Thomas winkt ab. Er hat genug gesehen und sagt nur völlig überzeugt: „Mein Herr und mein Gott!“ Und Jesus antwortet ihm: „Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“

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