SWR1 3vor8

29JUN2025
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Ich hätte da mal eine Idee für diese heißen Sommertage: Ich finde, es sollte überall draußen Stände mit Wasser geben. Am besten schön gekühlt. Und natürlich kostenlos. Eine schöne Vorstellung! Denn viel Trinken ist nicht nur wichtig bei dieser Hitze; es ist lebensnotwendig. Und dann frage ich mich: Warum eigentlich nur Wasser an diesen Ständen, warum nicht auch noch ein paar Milchshakes im Angebot und abends einen kühlen Rosé? Selbstverständlich auch für umme. Das finden sie jetzt übertrieben? Aber die Idee ist uralt. Sie findet sich sogar schon in der Bibel in einem Text aus dem Buch des Propheten Jesaja. Über den wird heute in vielen evangelischen Gottesdiensten gepredigt.

Jesaja hat in seinem Text auch so einen Stand aufgebaut. Mit kostenlosen Getränken. Und als besonderer Clou: Mit Gott als Barkeeper. Der ruft bei ihm wie so ein orientalischer Marktschreier: „Auf, ihr Durstigen, hier gibt es Wasser! Auch wer kein Geld hat, kann kommen. Kommt, kauft euch zu essen! Kommt und kauft ohne Geld! Wein und Milch – sie kosten nichts. Warum wollt ihr Geld ausgeben für Brot, das nicht wie Brot schmeckt? Warum wollt ihr euren mühsam verdienten Lohn für etwas vergeuden, das nicht satt macht? Hört doch auf mich, dann bekommt ihr Gutes zu essen und könnt köstliche Speisen genießen. Hört mich an und kommt zu mir! Hört, dann lebt ihr auf!“

Mir gefällt dieses Bild, das Jesaja entwirft. Und mir gefällt dieser Gott, der wie bei einem Straßenfest einen ganz normalen Standdienst schiebt. Der am Straßenrand steht, dort, wo ich vorbeikomme, und seine Waren feilbietet. Kostenlos, aber unendlich kostbar. Er hat nämlich das Leben selbst im Angebot. Das Leben, das wir alle einmal umsonst bekommen haben. Das aber gehegt und gepflegt sein will wie ein Pflänzchen in der Sommerhitze. Das Wasser und Brot braucht für Leib und Seele. Und manchmal auch Milch und Wein und vielleicht ein Eis am Stiel. Einfach so. Ich hätte da mal eine Idee für diesen heißen Sommertag: Greif zu, lieber Mensch, und lass dich erquicken.

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