SWR1 3vor8
Wer war Jesus?
War er Gott oder einfach nur ein besonderer Mensch?
Um diese Frage wurde am Beginn des Christentums heftig gestritten und diskutiert. Um die Frage zu klären und den Streit zu beenden, hat Kaiser Konstantin im Jahr 325, also vor genau 1700 Jahren, Bischöfe und Theologen ins heute türkische Nizäa eingeladen.
Zwei Monate lang haben sie miteinander gerungen und am Ende wurde ein Glaubensbekenntnis formuliert, das bis heute Basis des christlichen Glaubens ist. Darin heißt es über Jesus, dass er „Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott“ ist. Also dass er eben nicht nur ein Mensch, sondern gleichzeitig auch wirklich Gott ist.
Zugegeben, das klingt paradox und ist nicht wirklich zu verstehen. Doch neulich hat mir jemand gesagt, dass das ein bisschen wie mit Licht ist. Licht ist auch widersprüchlich. Denn physikalisch hat Licht nämlich Eigenschaften sowohl eines Teilchens als auch einer Welle. Licht ist also, grob vereinfacht, zugleich ein Teilchen an einem bestimmten Ort und eine Welle, die sich vorwärtsbewegt. Das geht nach meiner Logik nicht. Doch ich habe mir sagen lassen, nach der Logik der Quantenphysik eben schon. Es gibt also Dinge, bei denen ich nicht verstehe, wie sie genau funktionieren. Wie beim Licht, das Teilchen und Welle ist, oder wie bei Jesus, der zugleich Gott und Mensch ist.
Doch das „wie“ ist mir in Glaubenssachen gar nicht so wichtig. Aber das „Warum“ interessiert mich schon, also die Frage, warum Jesus sowohl Gott als auch Mensch ist. Und diese Antwort finde ich in der Bibel: Da heißt es nämlich, dass Jesus auf die Welt gekommen ist, um uns Gott zu zeigen. Jesus als Mensch macht uns Gott erlebbar, nahbarer und verständlicher. Er heilt, tröstet, lehrt und ist wie ein Freund, der verspricht: ich bin immer bei euch.
Dass die Menschen in Jesus auch Gott erkannt haben, davon ist heute in katholischen Gottesdiensten zu hören. Jesus fragt seine Jünger: „Für wen haltet ihr mich?“ Und Petrus antwortet: „Für den Christus Gottes.“ (Lk 9,20) Also übersetzt, für den Gesalbten Gottes.
Ich finde es erstaunlich, dass der einfache Fischer Petrus so eine theologisch perfekte Antwort parat hat. Wo er doch in anderen Situationen eher an Gott zweifelt. Doch manchmal, wie hier, sagt er genau das Richtige. Er weiß, dass Jesus der Christus ist. Der Erlöser und Befreier. Mit diesen Namen wird ausgedrückt: Jesus ist Gott, seinem Vater, sehr nah. Mit Jesus hat etwas vom Heil angefangen, das Gott für alle Menschen will. Nicht in ferner Zukunft, sondern auch schon hier und jetzt.
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