Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

18JUN2025
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Im archäologischen Museum in Frankfurt wird neuerdings ein ganz besonderer Fund ausgestellt: Ein kleines, völlig unscheinbares Amulett. Es stammt aus einem römischen Grab in Frankfurt und ist fast 1.800 Jahre alt. So ein Amulett trug man an einer Kette oder einem Band um den Hals. Es ist ein Anhänger, in den man etwas hineintun kann und das, was man hineintut, soll die Trägerin oder den Träger beschützen. In diesem Amulett aus Frankfurt steckt ein Stück zusammengerollte Silberfolie. Auf der Silberfolie stehen Buchstaben. Alles brüchig und sehr, sehr empfindlich. Alles würde zerbröseln, wenn man versuchen würde, es aufzurollen.

Beim Anschauen des Amuletts frage ich mich: Was ist mir so wichtig, dass ich es ständig bei mir tragen möchte? Was wäre für mich so bedeutsam, dass es mich auch ins Grab begleiten soll? Es wäre wohl etwas, das ganz untrennbar zu mir gehört. Etwas, bei dem es nicht nur darum geht, dass es zu Lebzeiten irgendwie nützlich ist.

Bei dem Frankfurter Amulett ist es jetzt gelungen, den Text auf der Silberfolie teilweise zu entziffern, dem Computertomografen sei Dank. Auf der Folie hätte alles Mögliche stehen können, zum Beispiel „Rette mich, Jupiter!“. Götter gab es in der Antike ja mehr als genug. Oder auf dem Silberzettelchen hätte jemand ein magisches Zeichen verewigen können. – Stattdessen ist auf der Silberfolie eingeritzt: „Im Namen von Jesus Christus, dem Sohn Gottes“.

Ich staune: Das ist der älteste Fund nördlich der Alpen mit einem Hinweis auf Jesus. Tatsächlich scheint der Träger des Amuletts ein Christ gewesen zu sein. Der Name Jesu in seinem Amulett begleitet diesen Menschen auch noch im Tod. Das ergreift mich, wenn ich mir vorstelle, dass es nicht nur darum geht, im Leben geschützt zu sein. Selbst das Ende des Lebens kann sie nicht trennen. Eine Verbindung über den Tod hinaus. Da muss ich schlucken. Das Frankfurter Silberamulett mit dem Namen Jesu: So eine große Hoffnung. Ein Zettel Trost bis zuletzt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=42385
weiterlesen...