SWR1 3vor8

09JUN2025
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Da stehen sie zusammen, wie so oft. Jesus und seine Freunde. Und Jesus drückt Petrus einen Schlüssel in die Hand. Nicht wirklich, sondern symbolisch und mit feierlichen Worten: „Da, Petrus“, sagt er. „Das sind die Schlüssel zum Himmelreich. Dir vertraue ich sie an. Was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.“

So steht’s in der Bibel, im Matthäus-Evangelium – und ist heute, am Pfingstmontag, in vielen evangelischen Gottesdiensten zu hören. Aber mal ehrlich: Die Schlüssel zum Himmelreich – ausgerechnet in der Hand von Petrus? Diesem „Musterschüler“ von Jesus, der zwar immer groß tut, immer vorneweg mit Wort und Tat: „Ja, Meister. – Ich will auch übers Wasser gehen, so wie Du, Meister. – Ich bleibe an deiner Seite, bis in den Tod, Meister.“ – und der dann doch nichts auf die Reihe kriegt: Der davon läuft aus Angst vor den Soldaten, der es nicht übers Wasser schafft, ohne abzusaufen und der seinen Meister ständig falsch versteht. Ausgerechnet diesem Petrus wird die Schlüsselgewalt übergeben? Er darf binden und lösen - entscheiden, wer zur Gemeinschaft der Kirche dazugehört und wer nicht – und darf entscheiden, was gelten soll.

Die Schwächen von Petrus, die zählen für Jesus offensichtlich nicht. Was zählt, und was die beiden wirklich verbindet, das ist - Vertrauen. Petrus vertraut felsenfest darauf, dass er bei Jesus dem Himmelreich so nahe ist, dass sogar er es erreichen kann. Und deshalb wird Petrus auch nie aufhören, Jesus nachzueifern und ihm auf dem Weg der Gottes- und Nächstenliebe zu folgen.  Und dafür bekommt er die Schlüsselgewalt.

Vertrauen in Jesus Christus – das ist es, was zählt. Zu Petrus und allen andern, die sich an ihn halten sagt Jesus deshalb auch: „Wenn zwei oder drei versammelt sind, in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen. Wo zwei oder drei vertrauen, und nicht aufhören, nach Jesus zu fragen – und sich ganz auf ihn ausrichten: Da ist Jesus präsent, in seiner Kirche – der Gemeinschaft der Heiligen.

Und deshalb gehört die Geschichte auch zum heutigen Pfingstmontag – dem Geburtstag der Kirche. Ich bin sicher, sie wird noch viele Geburtstagsfeste erleben und noch sehr, sehr alt werden – denn sie ist da lebendig, wo wir nicht aufhören, gemeinsam nach, nach dem Weg von Jesus zu fragen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=42330
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