SWR1 3vor8
Im Konklave, während der Wahl des neuen Papstes, habe er es gespürt, das Wirken des Heiligen Geistes. Das hat der Münchener Kardinal Reinhard Marx in einem Interview gesagt. Was genau er da gespürt hat, hat er zwar nicht verraten. Aber womöglich hat er ja an das Fest gedacht hat, das die Kirche heute feiert: Pfingsten. Die Pfingstgeschichte erzählt nämlich genau davon. Dass eben dieser Heilige Geist spürbar in die Welt gekommen ist.
Nun ist das mit dem Geist so eine Sache. Er ist unsichtbar, lässt sich schwer beschreiben. Und zu greifen ist er schon gar nicht. Geist, das Wort mag so manchen vielleicht eher an Gruselfilme denken lassen. Die Geister im Film. In aller Regel verbreiten sie Furcht und Schrecken. Die meisten glauben nicht an derartige Geister. Ich auch nicht.
Für die Menschen zur Zeit der Bibel allerdings waren Geister und Dämonen ziemlich real. Man fürchtete sich vor ihnen. Psychisch kranke Menschen etwa, so meinte man damals, seien von bösen Geistern besessen. Es sind dieselben uralten Ängste vor dem Geheimnisvollen, Unbegreiflichen, mit dem auch viele Gruselfilme heute noch spielen.
Der Heilige Geist, Gottes Geist, von dem die Bibel erzählt, ist anders. Nach den Texten der Bibel war er schon da bei der Entstehung der Welt. Viele Menschen, die Jesus begegnet sind, haben ihn gespürt. Und seit dem Pfingstfest begleitet er Menschen, die diesem Jesus folgen wollen, durch die Zeit. Es ist ein Geist, der Mut machen, aufrichten, neue Impulse geben will. So jedenfalls erzählt es die Bibel. Wenn Menschen heute zu Gott beten, dann beten sie in diesem Geist Gottes. Sie glauben daran, dass er da ist. Überall und zu jeder Zeit. Das dürfte Kardinal Marx wohl gemeint haben.
Und damit wären wir bei der Frage, was der Kardinal da gespürt haben könnte im Konklave. Gottes Heiliger Geist setzt keine physikalischen Gesetze außer Kraft. Er lässt keine Gläser geheimnisvoll umher rücken, oder Tische sich bewegen. In einem Gebet heißt es vielmehr: Sein Geist bewegt die Herzen. Das bringt es auf den Punkt. Und darum versucht der Erzähler der biblischen Pfingstgeschichte diesen Geist in einem Bild zu beschreiben. Beschreibt ihn als Sturm, der alles durchlüftet. Als leuchtende Zungen, die auf die Menschen herunterkommen. Es ist ein Bild dafür, dass Gottes Heiliger Geist einer ist, der die Köpfe und Herzen erreichen und bewegen will. Hin zu etwas Gutem.
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