SWR1 3vor8
Ein Gott in drei Personen. Sage keiner, das sei leicht zu verstehen. Christen glauben an einen Gott und sagen doch einerseits Vater, dann Sohn, aber auch Heiliger Geist zu ihm. Heute wird in den christlichen Kirchen ein eigener Sonntag zu diesem Thema begangen. Um die „Dreifaltigkeit“ besser zu verstehen, kommt mir einer der Bibeltexte zu Hilfe, der in den Gottesdiensten vorgetragen wird.
Im Johannesevangelium gibt es eine große Rede, in der Jesus seinen Jüngern erklärt, dass sein Tod bevorsteht und wie es danach weitergeht. Ich finde das sehr fürsorglich. Oft bleiben Angehörige ratlos zurück, wenn ein Mensch stirbt, der ihnen lieb ist. Wenn wenig geregelt ist, müssen sie alles allein entscheiden und dabei tauchen Fragen auf. Jesus beugt dem vor, indem er ihnen verspricht, dass er auch in Zukunft da sein werde. Nur eben in einer anderen Form. Als Geist. Und das formuliert Johannes so: Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in der ganzen Wahrheit leiten. (…) Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden[1]. Dieser kommende Gottes-Geist hilft den Jüngern dem treu zu bleiben, was Jesus wichtig war. Er ist eine Art Wegbegleiter, damit sie eine Orientierung haben, wie es mit dem Glauben an Gott weitergeht. Und den wesentlichen Maßstab liefert Jesus gleich mit: Es geht um die Wahrheit. Nur wer sie sucht, wird sich auf Jesus berufen können. Wo mit der Wahrheit Schindluder getrieben wird, wo es egal ist, was stimmt und was gelogen, ist der Geist Gottes nicht im Spiel. Ich weiß, dass wir als Menschen die Wahrheit zu einer Sache nie voll und ganz haben werden; das liegt außerhalb unserer Möglichkeiten. Aber nach der Wahrheit zu suchen, das dürfen wir nie aufgeben. Weil Gott die Wahrheit ist. Eine Wahrheit, die wir besser verstehen, wenn wir uns daran halten, wie Jesus gedacht und gelebt hat. Dazu gehört, all unsere Möglichkeiten zu nützen, die wir haben. Ich als einzelner mit meinen Begabungen und die Menschheit zusammen. Christen können es nicht mit der Suche nach Wahrheit vereinbaren, dass die Forschung von Geistes- und Naturwissenschaftlern zunehmend verachtet wird. Deshalb wird jeder, der den Geist Jesu in sich hat, der Lüge entgegentreten, die am Ende immer die Armen am meisten trifft.
Das alles ist nicht nur ein frommer Wunsch, den Jesus da in seinen Abschiedsworten ausspricht. Es steht im Zentrum eines Glaubens, der festhält: Gott hat die Welt erschaffen, er ist Anfang und Ende von allem, und meint es gut mit uns – wie ein Vater. Jesus Christus, der Sohn, macht die Wahrheit für uns menschlich und konkret. Und der Heilige Geist hilft uns, das nicht zu vergessen.
[1] Johannes 16,13a.14
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