SWR Kultur Wort zum Tag
Ob es auch heute noch stimmen würde? Wenn Jesus den Leuten erklären wollte, wie das geht mit dem Glauben und mit dem Gottes-Reich, wie seine Botschaft ankommt bei den Menschen und sich in ihren Herzen ausbreitet, dann hat er das mit Geschichten aus dem Leben getan. Den Alltag, die alltägliche Erfahrung greift er auf und macht sie zu Bildern der Hoffnung.
Da ist einmal der Sämann; der geht über den Acker und wirft das Getreide mit vollen Händen auf den Boden. Klar – den hat er vorher umgebrochen. Aber trotzdem fallen die Körner außer auf fruchtbaren Boden auch auf den Weg nebenan und werden zertreten, fliegen bis unters Gestrüpp und ersticken, landen auf steinigen Flächen und vertrocknen. Insgesamt aber – so verstehe ich diese Bildrede – insgesamt wird die Ernte reichlich sein. GOttes Reich eben, Liebe und Freundschaft und Solidarität schon auf der Erde und dann erst recht im Himmel…
Das Bild geht noch weiter: Nach der Aussaat geht der Bauer heim, schläft, wacht auf, schläft wieder… – und auf dem Acker wächst die Ernte ganz von selbst heran; muss er sie nur noch einbringen – hoffentlich hat er genug Platz im Speicher.
Wer einem Bauern heute zuhört – egal, ob hier im Land oder gar weltweit, könnte beinah verzweifeln angesichts dieser Zuversicht. Wieder steht überall – und vermutlich auch in Europa – ein heißester und trockenster Sommer aller Zeiten bevor. Dürre durchdringt alle Bodenschichten; die Wälder sterben vor sich hin. Und Äcker bringen nur noch Ernten hervor, wenn die Farmer sie großzügig bewässert haben – solange noch Wasser da ist. Und dabei haben viele schon sehr gezielt ausgesät; künstliche Intelligenz und GPS-Steuerung bestimmen, wo und wie viel gesät und gedüngt wird. Das hilft – aber ob es genug ist angesichts der rapiden Erwärmung oder gar Erhitzung der Erde?
Trotzdem: Was Jesus über Aussaat und Ernte sagt und damit auch über Gott und sein kommendes Reich, macht mir Hoffnung. Weil es davon erzählt, wie großzügig Gott ist. Gott sät ja aus ohne Rücksicht auf mögliche Verluste; Gott lädt ein – auch wenn Menschen gerade eher auf andere zu hören scheinen. Darum gibt es für jede und jeden und für alle die fröhliche Aussicht auf ein gutes Ende, auf eine reiche Ernte. Und für diese Hoffnung will ich gern auch weiter mitarbeiten: mit meinen kleinen Kräften gegen die Klimakatastrophe; das gehört für mich dazu, wenn ich die Gute Nachricht von Jesus und Gottes Reich verbreiten will.
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