SWR1 3vor8
Schon wieder so ein fettes Paket: Ein USB-Stick – aber geliefert in einem Karton, der auch für einen Umzug gereicht hätte. Für so etwas reicht doch eigentlich eine kleine Schachtel. Die richtige Größe kennen – darauf käme es an.
Im Predigttext, über den heute in vielen evangelischen Gemeinden gepredigt wird, da geht es auch um die richtigen Abmessungen. Der Autor des Epheserbriefs bittet darum, dass die Christinnen und Christinnen „erfassen, was die Breite und Länge und Höhe und Tiefe (ist)“ (Epheser 3,18b).
Aber was soll in Ephesus verpackt werden? Die weiteren Zeilen des Gebets lassen vermuten: die Liebe Gottes zu den Menschen. Christinnen und Christen sollen erfassen, wie groß seine Liebe ist.
Im nächsten Satz merkt der Autor selbst an: Diese Liebe übersteigt alle Erkenntnis. Sie ist nicht zu messen. Nicht zu begrenzen. Noch der größte Karton wäre zu klein.
Trotzdem versuchen Menschen immer wieder, Gottes Liebe einzugrenzen. Vor kurzem hat der amerikanische Vizepräsident behauptet, Nächstenliebe gelte zuerst der eigenen Familie, dann dem eigenen Volk – und erst danach dem Rest der Welt. Er hat viel Widerspruch bekommen.
Zugegeben: Unser Mitgefühl ist tatsächlich oft stärker für Menschen, die uns nahe sind – geografisch, kulturell, emotional. Für meine Familie würde ich viel mehr investieren und aufgeben und als für andere Menschen. Und ich glaube, dass unser Mitgefühl gegenüber ukrainischen Flüchtlingen auch deswegen viel höher ist, weil sie uns allein geografisch viel näher liegen, als Menschen in Afghanistan oder an anderen Orten auf der Welt.
Aber genau das ist der Kern der Nächstenliebe, die aus Christus kommt: Sie geht weiter, als unser Herz reicht. Sie sprengt den Rahmen. Darum packt der Autor des Epheserbriefs diesen Wunsch auch in ein Gebet. Weil er weiß, dass wir das nicht aus uns allein erkennen und umsetzen können. Wir brauchen Gott, um wirklich zu begreifen, wie groß seine Liebe ist. Zu erkennen, dass seine Liebe zu den Menschen sich nicht einschnüren lässt. Und, dass wir dafür unsere Liebespakete viel mutiger, großzügiger und freier verteilen können, als wir es uns selbst zutrauen .
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