SWR Kultur Wort zum Tag

„Die Liebe hört niemals auf.“ So steht es in der Bibel - in einer Hymne auf die Liebe. Die hat der Apostel Paulus an die noch junge Gemeinde von Christen in Korinth gerichtet. Ein Satz für Christen, die frisch in der Liebe Gottes verbunden gewesen sind und wo es doch schon Spannungen gegeben: „Die Liebe hört niemals auf.“
Das wünschen sich auch Paare, wenn sie einander Treue versprechen. Auch und gerade im Wonnemonat Mai, in dem so viele heiraten. Eheskeptiker und Schwarzmaler wenden dann oft ein: „Oh, Sie, Herr Pfarrer, die jungen Leute. Die gehen doch gleich beim ersten Streit wieder auseinander. Früher war das anders!“ Wie oft höre ich das! Ja, ja, die guten alten Zeiten... Na, da frage ich lieber nicht nach, wie das früher wirklich war – mit der Liebe und der Zuneigung und dem Streiten.
Ich freue mich lieber an allen, die in Liebe verbunden sind. Die ihre Liebe bezeugen und einander Treue versprechen. Auch mit den Worten: „Bis dass der Tod uns scheidet.“ Andere Zeitangaben würden mich auch eher befremden: „Solange es gut geht.“ Oder: „Bis das Haus abgezahlt ist.“ Das hört sich für mich nicht nach Treue, sondern eher nach einer berechnenden Vertragsvereinbarung an.
Ein Treueversprechen geht für mich über das hinaus, was Menschen voneinander wissen und planen und berechnen können.
Ich weiß natürlich auch, dass viele Paare später wieder getrennte Wege gehen – und nicht unter einem Dach zusammen bleiben können. Und bevor Verletzungen unerträglich werden, sollen Menschen um des Friedens willen auseinander gehen. Nur – und das wünsche ich auch denen, die getrennt leben: Macht die erlebte Liebe nicht rückwirkend unsichtbar! Zerkratzt und zerredet sie nicht.
Lasst sie weiter wirken – nehmt sie mit.
„Die Liebe hört niemals auf.“ Wörtlich übersetzt heißt das übrigens: „Die Liebe fällt niemals.“ (griechisch: piptei). Was soviel bedeuten kann wie: „Sie geht nicht zugrunde!“
Dahinter steckt bei Paulus vermutlich eine kühne Vorstellung: „Gott ist die Liebe.“ Und darum „vergeht die Liebe niemals“.
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