SWR4 Abendgedanken

06JUN2025
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Ich möchte Ihnen ein Motto fürs Wochenende vorstellen. Es heißt: „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst“ Ein großer Kirchenlehrer hat den Satz gesagt und er passt perfekt zu Pfingsten. Das Fest erinnert an eine Geschichte aus der Bibel. Ob das Ganze in echt so passiert ist, für mich ist das Nebensache. Die Hauptsache ist, dass von einer typisch menschlichen Erfahrung erzählt wird. Und die ist zusammengefasst in diesem Satz „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.“

Und so geht sie diese Pfingsterzählung:

Es sind einige Tage vergangen seit Jesus gekreuzigt wurde. Seine Freundinnen und Freunde sitzen in Jerusalem zusammen. Sie sind immer noch fassungslos und fragen sich: „Wie geht es jetzt mit uns weiter?“ Die Freunde reden über die klugen Ratschläge, die Jesus ihnen mitgegeben hat – wie man das halt macht, wenn man sich gemeinsam erinnert. Und als sie so in Erinnerungen schwelgen, merken die Freunde wie es ihnen auf ganz einmalige Weise warm ums Herz wird. Und eine von ihnen findet die richtigen Worte und ruft: „Worauf warten wir? Erzählen wir den Leuten da draußen doch von den Ideen, die Jesus hatte.“ Und plötzlich fühlen sich die Freunde nicht mehr unsicher, sondern sind voller Tatendrang. Sie stürmen nach draußen und treffen auf den Straßen von Jerusalem Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern. Sie sprechen sie an und erzählen ihnen von Jesus. Und da passiert das eigentliche Pfingstwunder: alle verstehen sich, obwohl sie die unterschiedlichsten Sprachen sprechen.

Die christliche Erklärung, warum das funktioniert hat, lautet: Da hat der Heilige Geist geholfen. Damit ist eine besondere Kraft gemeint, die dann zu spüren ist, wenn Leute sich für eine gute Sache zusammentun, wenn Kommunikation klappt und es so nach schweren Zeiten wieder bergauf geht.

Wie auch immer diese Heilige Geist gewirkt hat, am Ende konnten alle ganz einfach erzählen und zuhören. Ohne große Übersetzungen. Jeder hat das, was die Freunde so begeistert erzählt haben, in seiner eigenen Muttersprache gehört. Also in der Sprache, die einem vertraut ist.

Das heißt für mich zweierlei: ich kann das von Gott verstehen, was ich in meiner „Herzenssprache“ höre. Wenn es mich ganz natürlich anspricht. Manchen geht das Herz auf, wenn sie von Gott als Vater hören und andere freuen sich darüber, wenn über Gott als Freundin gesprochen wird. Und es heißt auch: Erst, wenn ich aus dem Herzen, also mit ganz persönlicher Überzeugung spreche, kann das bei den anderen so richtig ankommen.

Eben wie bei meinem Motto fürs Wochenende: „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=42265
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