SWR4 Abendgedanken

04JUN2025
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Meine Eltern und ihr Outdoor-Frühstück! Wie ich sie dafür bewundere. Immer wenn ich fast in meiner Alltagsroutine untergehe, denke ich an die beiden und ihre ganz besondere Frühstückskultur. Wenn die Liste an Aufgaben immer viel zu lang für meinen Tag ist, dann kommen mir meine Eltern in den Sinn, wie sie dagegenhalten. Gegen Stress und Druck. Mit einer ganz wunderbaren Gewohnheit.

Sobald es draußen warm genug ist, verlegen sie ihr Frühstück nämlich so oft es geht nach draußen. Nicht etwa auf den Balkon oder die Terrasse, sondern in die Natur. Der Picknickkorb mit den wichtigsten Utensilien steht immer schon bereit. Dann werden noch schnell zwei Marmeladengläser und eine Kanne Kaffee eingepackt und es kann losgehen. Auf dem Weg ins Grüne kaufen die beiden noch Brötchen und dann heißt es nur noch genießen. Oft sitzen die beiden mit Campingstühlen an einem kleinen See – nur ein paar Kilometer weg von zu Hause – und genießen ihren Morgenkaffee.

Es ist eine kleine Flucht aus dem Alltag, denn danach geht der Tag ganz normal weiter mit Terminen und Aufgaben. Aber für diese Stunde am Morgen, halten die Zahnräder an. Denn in der Natur erinnert nichts an die herumliegende Arbeit. In diesen Momenten wird klar, dass es im Leben um mehr geht als nur Leistung bringen. Wenn ich meine Eltern besuche, genieße ich dieses Draußen-Frühstücken total, ich merke, wie ich da auftanken kann.

Immer wenn ich von meinen Eltern wegfahre, wird mir klar, dass ich so etwas wie dieses Frühstück in der Natur auch gerne für meine eigene Routine hätte. Und eigentlich gibt’s da ja schon was, an das ich anknüpfen kann: den Sonntag. Ein Tag, der so anders ist als die anderen. Die Geschäfte sind geschlossen und auch sonst kann ich keine Termine erledigen. Der Sonntag strahlt eine ganz besondere Stimmung aus. Da wird mir von außen gesagt: „Mach mal Pause!“ Und mir fällt es leicht zu glauben, dass auch Gott genau das zu mir sagt „Nimm dir dein Sonntagsgefühl. Es hilft dir. Und versuche es gerne auch mal an einem anderen Wochentag.“ Ich merke, wie mich dieses Sonntagsgefühl verändert. Dann gehe ich zum Beispiel bewusst eine Runde spazieren und lasse Revue passieren, was in den letzten Tagen war. Ich habe da Zeit für mich und auch für Gott und kann wieder Kraft sammeln. Im besten Fall hält die Erholung ein paar Tage an, bis er bald wieder kommt, der nächste Sonntag. Oder eben das nächste Sonntagsgefühl. Oder wie bei meinen Eltern: das nächste Outdoor-Frühstück.

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