Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Du meine Güte, wie siehst du denn aus? Wer morgens zerknittert aufwacht, hat den ganzen Tag Entfaltungs-möglichkeiten!“. Keine freundliche Begrüßung am frühen Morgen, nicht? Und wie leichtfertig das mit der Güte dahin gesagt worden ist: „Du meine Güte!“
Dabei ist Güte eine der wichtigsten Eigenschaften, die uns ein einigermaßen friedfertiges und harmonisches Zusammenleben ermöglicht.
Natürlich könnte die Mutter darüber schimpfen, dass die Kinder ihre Spielsachen für den Sommerurlaub immer noch nicht eingepackt haben. Aber das wäre vermutlich der Anlass dafür, dass ein Wort das andere gäbe. Die Kinder würden in die Ferien fahren mit dem Gefühl wieder etwas nicht gut gemacht zu haben. Kein guter Start in den Urlaub.
Die Mutter könnte aber genauso gut mit den Kindern zusammen die Spielzeugtasche packen und mit ihnen gemeinsam überlegen, was dableiben soll und was mitgenommen wird.
Vermutlich würde die Fahrt in den Urlaub wesentlich entspannter beginnen - zumindest für die Kinder.
Das ist für mich Güte: Die Unzulänglichkeiten unserer Mitmenschen mit Nachsicht behandeln.
Natürlich könnte der Chef seine Sekretärin rund machen, weil sie einen Termin nicht in seinen Kalender eingetragen hat. Aber Unnachgiebigkeit und Strenge erzeugen eher Gegenwehr und Ablehnung. Er könnte doch auch mit ihr zusammen überlegen wie man jetzt gemeinsam am besten die Kuh vom Eis kriegt.
Güte bedeutet, dass ich eine wohlwollende Haltung zu meinen Mitmenschen habe. Barmherzigkeit gehört zur Güte wie ein Henkel zu einer Tragetasche. Ohne Barmherzigkeit ließe sich Fehlerhaftigkeit von uns Menschen nicht tragen.
Ich weiß, dass Menschen fehlbar sind. Ich bin es ja auch. Aber ich muss sie nicht alle naselang darauf hinweisen. Ich kann Ihnen trotz ihrer Fehlbarkeit Gutes tun. Und ihnen so helfen, es beim nächsten Mal besser zu machen. Ich glaube, Güte macht teamfähig. In der Familie und im Beruf.
Ich fühle mich auch von Gott gütig behandelt. Weil er mir meine Fehler vergibt und mir immer wieder neue Chancen eröffnet. Weil er mich nicht bei meiner Fehlbarkeit behaftet sondern will, dass ich es besser hinkriege. Ich erlebe, wie mich das frei macht und mir das Leben wieder offen steht. Dann kann ich nur sagen. „Meine Güte - Gott sei Dank!“ Und das macht mich fähig, auch anderen mit Güte zu begegnen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4226
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