SWR3 Gedanken
Manchmal weiß ich gar nicht mehr, wann wir uns das letzte Mal umarmt haben. Mein Mann und ich sind vor einem Jahr Eltern geworden. Und so wunderschön dieses erste Jahr mit unserem Sohn war – für unsere Beziehung ist es eine Belastungsprobe. Zwischen Windeln wechseln, Einschlafbegleitung und Tränen trocknen bleibt einfach kaum noch Zeit für uns. Wenn es mal wieder richtig krass ist, schaue ich auf meinen Ehering. Im Alltag bemerke ich den eigentlich gar nicht mehr. Aber in diesen Momenten schaue ich ganz bewusst darauf. Ich drehe ihn um meinen Finger und denke an den Tag unserer Hochzeit – vor fast vier Jahren. Damals habe ich mir gar nicht so richtig vorstellen können, was eine Hochzeit für einen Unterschied machen könnte. Dass wir zusammenbleiben wollen, ist uns auch ohne Hochzeit klar gewesen. Aber jetzt merke ich: So ein Ritual macht tatsächlich einen Unterschied. In Zeiten, in denen ich das Gefühl habe, dass wir uns irgendwie verlieren und nur noch funktionieren müssen. Da hilft es mir, an diesen Moment zu denken, in dem wir uns versprochen haben, immer füreinander da zu sein – auch wenn es mal schwer wird. Unsere Beziehung zu pflegen, auch wenn anderes gerade wichtiger scheint. Ich erinnere mich an das warme Gefühl damals, an unserem Hochzeitstag. Weil ich mich bei meinem Mann so sicher und geliebt fühle.
Ich drehe meinen Ring um den Finger und überlege, was ich tun kann, damit wir das – in all dem Stress – auch jetzt wieder spüren können. Heute Abend auf dem Sofa gemeinsam eine Tasse Kakao trinken. Und uns mal wieder ganz lang in den Arm nehmen.