SWR3 Gedanken
Neben meinem Bett auf dem Nachttisch steht mein Aquarellgebet. Ein kleines Bild aus Aquarellfarben, das ich gemalt habe, als ich schwanger war. Es ist ein Bild, aber auch ein Gebet. Ich hab damals so vieles auf einmal gefühlt – ich war dankbar und hoffnungsvoll, aber ich hab mir auch Sorgen gemacht, ob alles gut wird. Beim Malen kann ich meine Gefühle ausdrücken, ohne dass ich erst Worte dafür finden muss. Und damals ist es mir besonders schwergefallen, dieses Gefühlschaos in Worte zu fassen. Beim Malen hab ich mir dann vorgestellt, dass ich all diese Gefühle abgebe – an Gott. Und so nicht mehr alleine damit bin.
Ich glaube, dass Gott mich auch ohne Worte versteht. Ich muss mich nicht mit gefalteten Händen irgendwo hinknien und Gott in Gedanken alles erklären, was mich beschäftigt. Manchmal mach ich das, aber meistens sieht unsere Beziehung anders aus. Und funktioniert ohne viele Worte. Oft hab ich im Alltag nur einen Satz im Kopf. „Gott, bitte sei jetzt bei mir.“ Oder einfach „Danke, Gott!“. Und manchmal braucht es nicht einmal das, um in Verbindung zu sein – wie bei meinem Aquarellgebet.
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