Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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So, jetzt bitte alle noch einmal zum Gruppenfoto aufstellen. Etwas enger zusammen und vor allem: Bitte lächeln. Wenn ich die Hand hebe sagt ihr alle mal „cheese“. - Also: 3 – 2 – 1 – Cheese! - Ja super – es ist prima geworden!
Na schaun wir mal! Hoffentlich bin ich auf dem Bild auch gut getroffen. Ich meine, dass ich auch wirklich lächle und fröhlich aussehe. Gut drauf eben! Ich möchte nämlich, dass die anderen mich auch so wahrnehmen und sehen.
Was ist aber, wenn ich gar nicht so fröhlich bin, wie ich eigentlich sein möchte und sein sollte? Vielleicht ist heute so ein Tag, an dem mir ganz und gar nicht zum Freuen zumute ist. Es gibt ja so vieles, was einem die Freude nehmen kann: Überforderung und Stress – Menschen die mir das Leben schwer machen – Schmerzen, Depression, ein Hormonhaushalt, der durcheinander geraten ist. Vielleicht auch einfach nur Langeweile, Überfütterung, schlechte Laune, zu wenig Schlaf. Dann bringt auch ein „Cheese“ nichts, sondern ist einfach nur Käse.
Freude ist auch in der Bibel ein ganz hohes Gut. Das Thema zieht sich von der ersten bis zur letzten Seite durch: Gott will, dass wir uns freuen. Mag sein, dass das überraschend klingt. Manche haben ja die Vorstellung von Gott, dass er gegen alles ist, was Spaß macht. Aber schon im Alten Testament wird dem Volk Israel die Parole mitgegeben: Die Freude am Herrn ist eure Stärke! - Jesus erweckt gleich zu Beginn Aufsehen, als er an einer fröhlichen Hochzeitsfeier teilnimmt und Wasser in Wein verwandelt. Seine strengen und missmutigen Gegner kritisieren, dass er nicht ernst und asketisch genug ist . Und Paulus fordert seine Leser sogar auf: Freut euch im Herrn in jeder Situation.
In jeder Situation – das wäre schön, oder? Also nicht nur, wenn es mir so richtig gut geht und ich alle Welt umarmen könnte. Freude, das ist in der Bibel eine Grundstimmung, die mich gerne leben lässt. Ein Ja zum Leben, auch wenn es gerade schwierig ist.
Für mich persönlich bedeutet es, dass ich mit meinen trüben Gedanken und negativen Gefühlen zu Gott gehen und mit ihm darüber reden kann. Dabei merke ich, wie sich in mir etwas verändert. Scheinbar große Probleme werden klein – ich muss sie doch gar nicht allein bewältigen. Ein drohender Konflikt verliert seine Brisanz – es stimmt ja, dass man die Dinge auch anders sehen kann als ich. Eine Kleinigkeit am Rande wird mir neu bewusst – wie schön, dass ich Freunde habe, die zu mir stehen. O.k., ich werde den ersten Schritt tun und mich entschuldigen...
Und manchmal kann ich sogar über mich selbst und meine Rechthaberei lachen.
Es ist mir wichtig, mit Gott so im Gespräch zu sein und ihn immer wieder neu in meinen Tag einzubeziehen. Das verändert alles. Es gibt dem ganzen Tag eine andere Prägung. Das Leben wird irgendwie anders. Überall ist eine Priese Freude drin – und die schmeckt man durch.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4224
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