Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP
„Du bist nicht allein allein“. Unter diesem Motto setzt die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau in diesen Wochen ein Zeichen gegen die Einsamkeit. Wenn ich mich einsam fühle, dann habe ich den Eindruck: Ich bin die Einzige, der es so geht. Es fühlt sich an, als ob nur ich einsam wäre. Dabei stimmt das gar nicht: Umfragen zeigen, dass weit mehr als die Hälfte aller Erwachsenen Einsamkeit erleben. In den letzten Jahren geben besonders junge Menschen an, sich einsam zu fühlen.
Einsam kann man in jeder Lebenslage sein, ganz gleich wie alt man ist, ob man berufstätig ist und viel Geld hat oder mitten in der Ausbildung steckt und aufs Geld achten muss. Auch wer verheiratet ist oder gute Freundinnen und Freunde hat, kann sich einsam fühlen.
Einsamkeit betrifft viel mehr Menschen als gedacht. Daher heißt die Aktion der evangelischen Kirche: „Du bist nicht allein allein“.
Dahinter steht die Überzeugung: Wenn wir uns als Gesellschaft zusammentun, können wir viel gegen die Einsamkeit unternehmen. Manchmal hilft es schon, über das Thema zu reden. Und zu merken: Einsamkeit kennen viel mehr Menschen, als ich gedacht habe. Vielen geht es nicht gut damit. Es hilft aber, darüber zu reden.
Mit der Aktion möchte die evangelische Kirche genau dazu anregen: Über Einsamkeit ins Gespräch zu kommen. Wann mache ich das schon – jemanden fragen, wann er oder sie sich einsam fühlt. Oder was ihr hilft gegen die Einsamkeit?
Auch die Bibel erzählt von Menschen, die sich einsam fühlen – und aus der Einsamkeit herausfinden. Da ist zum Beispiel einer, der wegen seiner Krankheit von der Gesellschaft ausgeschlossen ist. Jesus sieht ihn und erkennt, wie es um ihn steht. Jesus gibt ihm weder Ratschläge noch bemitleidet er ihn ungefragt. Stattdessen sieht er ihn an und fragt ihn: „Was willst du, dass ich für dich tue?“ (Lukas 18,41). Jesus nimmt sein Gegenüber wahr mit allen Gefühlen und Erfahrungen, auch mit seiner Einsamkeit. „Was willst du, dass ich für dich tue?“, fragt er ihn und ermöglicht es seinem Gegenüber, sich mitzuteilen. Und das ist der erste Schritt. Ich muss nicht die Lösung für die Probleme anderer haben. Aber ich kann etwas tun: Ich kann das Gespräch suchen und fragen: „Was willst du, dass ich für dich tue?“
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