Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP
Mit ausgestreckter Hand steht meine Nachbarin auf dem Balkon. Sie blickt hinauf in die grauen Regenwolken und dann auf die Regentropfen auf ihrer Hand. Dabei strahlt sie und ich kann von meiner Wohnung direkt gegenüber sehen, wie sie sich freut. Mit ihr bestaunen ihre beiden kleinen Kinder, wie die Regentropfen auf das Balkongeländer und auf ihre Hände prasseln. Lange stehen sie nicht da, aber es ist jedes Mal so: Wenn es regnet, gehen sie raus, spüren kurz den Regen auf ihren Händen und freuen sich. Ich habe sie leider noch nie gefragt, warum sie das tun. Ob sie in einer Gegend aufgewachsen sind, in der es fast nie geregnet hat? Oder ob sie etwas Besonderes mit dem Regen verbinden?
Aber ich habe mir etwas von der Familie abgeschaut: Ich versuche auch darüber zu staunen, wenn es regnet. Eigentlich hat mich der Regen immer eher geärgert. Ich fahre viel Fahrrad und werde ungern nass. Mit Regenklamotten ist Fahrradfahren zwar problemlos möglich, aber längst nicht so schön wie bei Sonnenschein. Daher hoffe ich immer, dass es nicht genau dann regnet, wenn ich raus muss.
Inzwischen staune ich lieber. Denn Regen ist doch eigentlich etwas Wunderbares – gerade, wenn es eher tröpfelt oder ein kurzer Schauer vorüberzieht.
In diesem Frühjahr hat es wieder einmal viel zu wenig geregnet. Wir Menschen können das Klima nicht beherrschen und wir können auch keinen Regen künstlich erzeugen. Auch nicht im Jahr 2025. Wir sind – genau wie die Menschen zu früheren Zeiten auch – dem Wetter ausgeliefert. Schon früh wussten die Menschen: Gott es ist, der Sonne und Regen schickt und alles, was lebt, versorgt. Einer hat es in der Bibel so gesagt: „Bittet den HERRN, dass er zur rechten Zeit den ersehnten Regen sende! Denn der Herr ist es, der die Wetterwolken zusammenballt; er gibt Regen und lässt für alle etwas wachsen.“ (Sacharja 10,1)
Daran halte ich mich: Ich bitte Gott um ausreichend Regen. Für alle Menschen und Tiere und für alle Pflanzen. Und wenn es dann regnet – dann mache ich es wie die Nachbarsfamilie: Ich strecke meine Hand in den Regen, staune und freue mich. Und sage: „Danke, Gott! Du bist es, der die Wetterwolken zusammenballt und uns Regen gibt. Du lässt für alle etwas wachsen.“
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