SWR4 Sonntags-/Feiertagsgedanken
Also, wenn es einen idealen Tag zum Heiraten gibt in diesem Jahr, dann doch wohl heute, am 25.05.25. Dieses Datum vergisst man nicht mehr so leicht. Wer dafür allerdings einen Termin beim Standesamt ergattern wollte, musste früh dran sein. Schnell war alles ausgebucht. Für kurz Entschlossene gibt es aber trotzdem eine Möglichkeit, zumindest den Traum von einem Trausegen noch ganz spontan wahr werden zu lassen. Denn an vielen Orten im ganzen Sendegebiet bieten evangelische Kirchengemeinden heute kirchliche Trauungen und Segnungen an. „Einfach ja zu Dir!“, heißt der Aktionstag zum Beispiel in der Bodenseeregion. Pfarrerin Martina Stockburger erklärt, wie das abläuft:
Die Paare kommen spontan. Dann gibt es einen kleinen Fragebogen; das füllen die in Ruhe aus. Und dann gibt es 20 Minuten Gespräch mit dem Pfarrer oder der Pfarrerin, die die dann traut. Dann dürfen die noch mal 20 Minuten in den Park gehen oder einfach noch einen Kaffee trinken und dann beginnt die Trauung und die geht auch ungefähr 20 Minuten. Und die ist eben sehr festlich; das Paar hat sich einen Trauspruch ausgesucht und eine Wunschmusik. Wir ziehen gemeinsam ein. Dann gibt es wirklich so einen kleinen Gottesdienst.
Erste Ideen, ein Traugespräch, Planung und Durchführung der Feier: was oft viele Wochen und Monate in Anspruch nimmt, passiert hier alles in einer guten Stunde. Und schafft trotzdem eindrückliche Erlebnisse. Für Martina Stockburger ist es nicht die erste Aktion dieser Art. Wenn sie davon erzählt, kommt sie schnell ins Schwärmen:
Manche haben ihr Kind mitgebracht, aber manche kamen auch ganz allein, und manche kamen mit weißem Hochzeitskleid und andere kamen in Jeans … Ein Ehepaar kam und sagte, nächstes Jahr haben wir goldene Hochzeit, wir üben schon mal, und für die war es dann so berührend, dass sie gesagt haben, sie wissen jetzt gar nicht, wie sie es dieses Jahr feiern sollen, weil eigentlich kann man das nicht toppen.
Frisch Verliebte sind genauso willkommen wie Menschen, die schon jahrelang in einer Zweierbeziehung leben oder ohne viel Tamtam ein Ehejubiläum begehen möchten. Wer standesamtlich verheiratet ist, bekommt eine kirchliche Trauung, wer einfach seine Liebe feiern möchte, wird gesegnet, egal in welcher Beziehungsform das Paar lebt. Alle kriegen auf jeden Fall eine persönliche Zeremonie an einem festlich geschmückten Ort. Was der Pfarrerin Martina Stockburger auch gefällt: Die Vielfalt der Beziehungen bringt auch Bewegung in gottesdienstliche Traditionen. Zum Beispiel bei den Traufragen:
Oft haben wir auch gemerkt, dass das gar nicht so passt, wenn die dann schon so lange verheiratet sind. Und dass es vielleicht auch einfach andere Fragen braucht, oder Liebe ist ja auch sehr unterschiedlich. Und vielleicht mussder eine der andern was anderes versprechen als sie ihm. Und das kam eben ganz oft, dass die Paare sich gegenseitig noch einmal gesagt haben: „Ich bin so froh, dass du an meiner Seite bist!“ oder: „Ich danke Gott für dich an meiner Seite“, und das kriegt eben in der Kirche nochmal einen ganz anderen Rahmen, als wenn ich das am Küchentisch, vielleicht beim Frühstück, sag: „Ich bin so froh um dich!“ Und oft haben sie sich dann nochmal was versprochen: „Ich will weiter bei dir bleiben.“ Oder: „Ich möchte unbedingt mit dir alt werden.“ Und das wurde dann gesegnet.
Heute gibt es wieder die Gelegenheit zu einer kirchlichen Hochzeit für Kurzentschlossene oder einen kirchlichen Segen für Segens-Sehnsüchtige. Zum Beispiel in Überlingen direkt am Bodensee oder, etwas weiter im Hinterland, in der Kapelle von Schloss Langenstein im Hegau. Eine große Gästeschar kriegen Sie dafür wahrscheinlich nicht mehr zusammengetrommelt, aber an einem festlichen Rahmen wird es nicht fehlen: Musik, Blumen, Sekt – alles da.
Aus meiner Gemeinde waren welche da, die haben Kaffee gekocht und haben auch Sekt ausgeschenkt. Und wir hatten dann so im Freien Stehtische aufgestellt in dieser Parklandschaft von Schloss Langenstein. Das war ganz schön, und viele sind dann geblieben, haben noch einmal angestoßen und haben dann noch gewartet, bis die nächsten aus der Kapelle kamen. Und so ist auch eine kleine Gemeinschaft entstanden.
Nicht nur die Veranstalterinnen waren von den vielen Begegnungen überwältigt, auch viele der spontanen Hochzeitspaare waren am Ende überrascht, wie nahe ihnen das Erlebnis ging.
Ein Paar hat mir dann hinterher noch ein Selfie geschickt, wie sie da Arm in Arm in der Bank sitzen; das hat die nochmal zusammengebracht. Ein halbes Jahr später hab ich sie noch mal getroffen, da haben sie gesagt: „Es wirkt immer noch nach!“ Wenn du zu zweit in der Kirche bist, traust du dich vielleicht auch nochmal was anderes zum Partner zu sagen, als wenn da jetzt irgendwie die ganze Gesellschaft hinter dir sitzt. Also, es hat einfach einen eigenen Charme.
Einfach Ja. Heiraten ohne jahrelange Orga. Anders als gewohnt, aber vielleicht mit der guten Erfahrung, dass man das, was einen wirklich berührt, nicht selber machen kann, sondern geschenkt bekommt. Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind, dann nehmen Sie doch Ihren Herzensmenschen einfach an die Hand und machen sich auf. Nach Schloss Langenstein im Hegau oder nach Überlingen ins Pfarrhaus am See. Von 11.00-17.00 Uhr gibt es dort heute Segen satt.
Und auch, wenn Sie zu Hause bleiben: Einen unvergesslichen Maientag wünscht Ihnen Martina Steinbrecher von der evangelischen Kirche