SWR1 3vor8

25MAI2025
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Der Sonntag heute heißt Rogate, das heißt übersetzt: Betet! Und genau diesen Rat gibt Jesus seinen Jüngern in einer biblischen Geschichte. Jesus ist auf dem Absprung. Er kündigt den Jüngern an: Ich werde bald nicht mehr bei euch sein. Ich gehe zu meinem Vater. Ich gehe zu Gott.

Die Jünger haben Angst. Angst, was ist, wenn Jesus nicht mehr da ist. Angst, dass sie alleine nicht zurechtkommen. Angst, dass da niemand mehr ist, mit dem sie reden können. „Aber ihr könnt doch mit Gott reden. Betet!“ Sagt Jesus ihnen. „Ihr habt es doch bei mir erlebt: Ich habe immer mit meinem Vater gesprochen. Macht es einfach genau so: Alles, worum ihr den Vater in meinem Namen bittet, das wird er euch geben.“ (Joh 16,23b)

Betet! Als ob das so einfach wäre. Es tröstet mich ein bisschen, dass das den Jüngern damals auch schon nicht so leicht gefallen ist. Wie redet man mit jemandem, den man nicht sehen kann? Oder anfassen kann – so wie Jesus. Jesus konnte mit Gott sprechen – davon waren sie überzeugt. Aber es selbst zu versuchen? Das ist ihnen anscheinend gar nicht in den Sinn gekommen. Gott ist ihnen zu weit weg.

Alles, worum ihr den Vater in meinem Namen bittet, das wird er euch geben.“ (Joh 16,23b) sagt Jesus. Also gut, sage ich mir. Ich versuche es. Nur: Worum soll ich Gott bitten? Vielleicht um ein gutes Leben für mich und um Gesundheit? Oder ist es egoistisch, nur für mich zu bitten? Soll ich Gott für andere bitten? Für die Menschen, die ich kenne, und denen es gerade nicht gut geht? Oder soll ich den Blick noch mehr weiten? Gott bitten für die Menschen, die ich nicht im Blick behalten kann? Für Frieden in den Kriegsgebieten dieser Welt?

„Springt! Betet!“ Ich versuche es und merke: Jeden Tag gewöhne ich mich ein bisschen mehr an meine „Gespräche“ mit Gott. Jeden Tag wird Gott mir vertrauter. So weit weg ist er gar nicht mehr. Und mit meinem Vertrauen wächst auch mein Mut. Ich kann wirklich um alles bitten, kann mein ganzes Sammelsurium an Gedanken zusammenstammeln. Gott kann mit meinen Gebeten umgehen. Er ist nicht fern und abgehoben von mir.

Spring ins Unbekannte. Es ist gar nicht tief. Chris Martin, der Sänger von Coldplay singt es so: „Lieg Gott in den Ohren und zwar so lange bis niemand mehr in Not ist“. Oder, wie Jesus es zu seinen Jüngern sagt: „Dann wird die Freude euch ganz und gar erfüllen.“ (Johannes 16,24b).

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