SWR1 3vor8
Loslassen – das fällt mir ziemlich schwer. Z.B. wenn ich etwas gerne habe, oder wenn ich mich von einem Menschen verabschieden muss, der mir wichtig ist.
Das Fest Christi Himmelfahrt kann mir beim Loslassen helfen, weil es den Jüngerinnen und Jüngern von Jesus zunächst ganz ähnlich wie mir gegangen ist. Auch sie müssen lernen loszulassen. Schon als Jesus gestorben ist, haben sie gedacht, dass sie ihn verloren hätten. Doch an Ostern sind sie ihm begegnet und danach auch immer wieder. Zwar anders als vorher, aber er war ihnen nah. Jesus hat ihnen gezeigt, dass er auferstanden ist.
Jetzt ist er ist ein letztes Mal bei ihnen, um sich endgültig zu verabschieden. Jesus geht, und sie müssen loslassen. In der Bibel heißt es da ganz schlicht: „Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben.“ (Lk 24,51)
Ob und wie sich das genau zugetragen hat mit dem „in den Himmel emporgehoben werden“, ist dabei gar nicht so entscheidend. Wichtig finde ich, was dann kommt, und wie die Jüngerinnen und Jünger damit umgehen.
Zunächst einmal überwinden sie ihre Schockstarre und gehen nach Jerusalem zurück. Alle zusammen. Sie bleiben also nicht allein, sondern tun sich zusammen. So merken sie: da gibt es Freundschaften und Beziehungen, die weitergehen. Es ist nicht alles zu Ende.
Dann vermute ich, dass sie viel miteinander gesprochen haben. Sie werden sich erinnert haben, wie das mit Jesus war. Was er ihnen von Gott erzählt hat, und wie er den Menschen begegnet ist. Mit diesen Erfahrungen im Gepäck sollen die Jüngerinnen und Jünger nun selbst zu den Menschen gehen und die Botschaft von Gott weitergeben. Das hat ihnen Jesus aufgetragen. Oder man könnte auch sagen, das traut Jesus ihnen zu. Er ermutigt sie, dass sie das können. Selbst wenn sie das Gefühl haben, mit leeren Händen dazustehen. Ihre Herzen sind gefüllt. Das reicht für das, was kommen wird.
Und nicht zuletzt geht Jesus nicht, ohne sie zu segnen. Die Anhängerschaft Jesu spürt: wir bleiben selbst jetzt nach der Himmelfahrt, wenn wir auf uns allein gestellt sind, mit Jesus verbunden. Er ist bei uns und stärkt uns den Rücken.
Die Verbundenheit mit anderen suchen, sich erinnern an die gemeinsame Zeit, den gemachten Erfahrungen trauen, von denen das Herz voll ist, und das Versprechen: auch wenn alles Vertraute weg ist, „Gott ist bei mir“ – mir hilft das, wenn ich loslassen muss. Gerade dann, wenn ich noch nicht absehen kann, was kommen wird.
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