SWR3 Gedanken
Mit der zehnjährigen Tochter zum „Blind Date“?
Gloria und ich haben es ausprobiert. Ich gebe zu, so ganz „blind“ war das Date von Gloria mit ihrer neuen Freundin nicht, aber fast. Die beiden haben sich nur einmal kurz in der neuen Schule gesehen, dann ist Julia krank geworden, und konnte seit September nicht wieder zur Schule. Weil sie ständig erschöpft ist, Kopfschmerzen hat und sich kaum konzentrieren kann.
Gloria und sie haben irgendwann angefangen sich übers Handy Nachrichten zu schreiben. Und ein paar Wochen später kam die Einladung von Julia. Also bin ich mit Gloria zu diesem fast „Blind Date“. Während die beiden Mädchen ein bisschen reden, will ich von Julias Mutter wissen, was mit ihrer Tochter los ist.
Melanie erklärt mir: „Julia hat „CFS“ – das heißt Chronisches Fatigue Syndrom - aber zum Glück nur in einer milden Form.“ „Mild?“, frage ich zurück. „Ja.“ sagt Melanie. „Manche, die an CFS leiden, können gar nicht mehr sitzen, weil es zu anstrengend ist. Viele haben ständig Schmerzen und können kaum noch aus dem Bett.“
Zum Glück ist es bei Julia nicht so schlimm. Deswegen können sich die beiden Mädchen überhaupt besuchen. Aber immer nur kurz und mit möglichst wenig Bewegung. Melanie sagt: „Wir hoffen, dass es irgendwann langsam besser wird. Aber es ist ein Marathon!“
Julias Krankheit ist kaum erforscht, und auch Melanie weiß nicht, wie Julia passend behandelt werden kann. Sie puzzelt sich ihre Infos bei anderen Betroffenen zusammen und sagt: „Die Krankheit zu begreifen ist wirklich schwierig. Nicht einmal die Ärzte können uns groß helfen.“
So wichtig es ist, dass CFS endlich gründlich erforscht wird, so schön und hilfreich ist es auch, wenn Freundinnen, so wie Gloria, dabei bleiben.
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