SWR4 Abendgedanken

15MAI2025
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Neulich stand ich auf dem Heimweg an der Ampel und musste warten. Dabei habe ich ein paar Kinder gesehen, die versucht haben – vor allem LKWs – im Vorbeifahren zum Hupen zu bewegen. Die einen haben gewunken und die anderen haben wie wild auf die Hupe eines nicht vorhandenen Lenkrads gedrückt. Und ein LKW hat dann tatsächlich auch gehupt. Die Kinder haben gejubelt vor Freude. Das hat auch mich gefreut.

Beim Weiterfahren musste ich an einen Satz aus einem Buch denken, das ich gerade gelesen habe. Man kann Gott „in allen Dingen suchen, im Sprechen, im Gehen, Sehen, Schmecken, Hören, Denken, überhaupt in allem, was wir tun“. Das ist das Motto eines Klosterordens – der heutigen Jesuiten. Diese Haltung, dass man Gott in allen Dingen suchen und finden kann. Finde ich mega spannend: Wo kann ich in meinem Alltag Gott finden? Und ich glaube: als dieser LKW gehupt hat – genau in diesem Moment habe ich Gott gefunden.

In dem Lachen und der Freude der Kinder war Gott. Ich vermute Mal, dass sich auch der LKW-Fahrer irgendwie gefreut hat. Auch darin war Gott.

Die Menschen, die in der Bibel die Psalmen geschrieben haben. Die konnten sich das vermutlich gar nicht anders vorstellen. Sie waren sich sicher, dass alles im Leben mit Gott zu tun hat. Deshalb haben sie auch alles in diese Lieder gelegt, was sie beschäftigt hat. Ihren Dank, die Angst, die Freude. Einfach alles.

„Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.“  Das ist so ein Gedanke. Wenn ich das auch ernst nehmen würde, dann würde ich Gott im Prinzip schon bei jedem Blick in den Spiegel finden.

Bei schönen Dingen ist das natürlich auch einfacher. Aber gilt das auch dann, wenn im Leben alles schiefgeht? Wenn ich mich einsam fühle? Angst habe oder die Hoffnung verloren habe? Ich denke auch da kann ich Gott finden. Aber es ist eben schwieriger. Weil mein Blick verstellt ist, von Tränen, von Angst, von Wut. Dann brauch ich manchmal auch Hilfe Gott darin zu finden. Dann brauch ich jemanden, der mich aufmerksam macht und mir zeigt: Gott lässt mich nicht allein.

Ich glaube, wenn ich versuche in allem, was mir jeden Tag so begegnet, Gott zu suchen. Dann macht mich das aufmerksamer. Weil ich viel mehr auf alles achte. Mit welchen Menschen ich es jeden Tag zu tun habe. Wie schön gerade alles blüht und alles grün ist. Oder, wenn die Hupe eines Lastwagens Kindern eine Freude bereitet.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=42141
weiterlesen...