SWR3 Gedanken

16MAI2025
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„Ach, das ist doch nur billige Jenseitsvertröstung.“ Das hat mir jemand in einem Gespräch vorgeworfen. Und ein bisschen stimmt es ja auch: Denn zum christlichen Glauben gehört für viele, dass alles gut werden wird. Spätestens nach dem Leben hier auf dieser Erde. Drüben im Jenseits, ganz bei Gott. Diese Hoffnung gehört auch zu meinem christlichen Glauben.

Deswegen stimmt die Frage: Was bringt mir der christliche Glaube hier, wenn doch erst im Jenseits alles gut wird? Wenn er nicht hilft, Probleme hier zu lösen. Deswegen: Jenseitsvertröstung. Und die ist billig, weil niemand etwas dafür tun muss. Und weil sie sich ganz leicht aussprechen lässt.

Ich kann den Vorwurf nachvollziehen, aber ich teile ihn nicht. Ganz im Gegenteil. Viele Menschen erleben Ungerechtigkeiten, Leid und Unglück. Manchmal bin ich dem ausgeliefert und kann nichts dagegen machen. Da tröstet es mich, dass ich weiß, dass Gott sich darum kümmern wird. Dass er das einmal gerecht machen wird. Und dass er weiß, wie es mir geht. Mit mir mitleidet. Das gibt mir Kraft für die schweren Zeiten.

Diese Hoffnung allein verändert schon etwas im Jetzt. Aber ich glaube, es geht sogar noch weiter: Wenn bei Gott eines Tages alles gut sein wird, warum sollten wir dann warten? Ich glaube, Gott will das Gute schon jetzt. Für alle. Darum will ich nicht nur hoffen, sondern handeln. Weniger Leid, weniger Ungerechtigkeit. Mehr von dem, was kommt, schon heute sichtbar machen. Genau das erlebe ich auch bei vielen anderen Christinnen und Christen. Aus der Hoffnung aufs Jenseits kommt Motivation für das Gute jetzt.

So hat der Glaube ganz konkrete Auswirkungen auf das Leben heute. Und ist keine billige Jenseitsvertröstung.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=42136
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