SWR3 Gedanken
Die Kinder prosten sich zu, stoßen mit den Bechern an – und ich stehe erst mal irritiert daneben. In der Kirche, in meinem Talar. Die meisten der Kinder, acht, neun Jahre alt, haben zum ersten Mal das Abendmahl mitgefeiert. Mit einem Stück Brot und einem Schluck Traubensaft in einem kleinen Becher.
Davor haben wir uns an einigen Nachmittagen damit beschäftigt, was denn das Abendmahl eigentlich ist und warum wir es feiern. Und was soll ich sagen: Die Kinder haben es so gut verstanden. Das Abendmahl ist wie ein festliches Abendessen mit Jesus, zu dem alle eingeladen sind. Wir Christinnen und Christen feiern das in Erinnerung an sein letztes Abendessen mit seinen Freundinnen und Freunden.
Bei diesem Essen waren alle dabei. Auch Petrus, der später sagen wird, er würde Jesus nicht kennen. Oder Judas, das ist der, der Jesus verraten wird. Alle sind dabei. Prosten sich zu, feiern zusammen.
Und genau das haben die Kinder verstanden: Beim Abendmahl sind alle eingeladen. Wir feiern da etwas. Die Gemeinschaft miteinander und mit Jesus. Und wie es bei einer Feier ist: Da prostet man sich auch zu und stößt auch mal miteinander an. Als ich das nach dem ersten Abendmahl mit den Kindern kapiert hatte, war meine Irritation auch gleich verflogen.
Seitdem erlebe ich das Jahr für Jahr: Dass die Kinder, denen ich vom Abendmahl erzähle, das ganz selbstverständlich verstehen. Und so feiern sie Abendmahl miteinander. Sie prosten sich zu, und manchmal stoßen sie auch an: „Lechajim“ heißt ein hebräischer Trinkspruch. Den gab es zu Jesu Zeiten vielleicht noch nicht. Aber er passt zum Abendmahl. „Lechajim“, das heißt: „Auf das Leben!“.
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