SWR3 Gedanken

07MAI2025
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Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiund... Das sind 2,5 Sekunden. So schnell geht ein Boxenstopp von Lewis Hamilton oder Lando Norris. Wenn ich den bei der Formel 1 beobachte, muss ich hin und wieder an Mönche im Kloster denken. 

Auch wenn man denkt: Mönche und Formel 1 – das passt doch gar nicht. Die beiden haben was gemeinsam. Denn schon lange bevor es die Formel 1 gab, haben die Mönche in den Klöstern so was wie Boxenstopps gemacht, jeden Tag. Bei den Benediktinern heißt das „Ora et labora“, also „Beten und Arbeiten“. So alle drei Stunden werden Spaten, Kochschütze und Arbeitshandschuhe fallen gelassen und die Mönche treffen sich in der Kirche. Sie machen einen kurzen Stopp mit Gott, nehmen sich einen Moment zum Durchatmen und Gedanken sortieren. Und danach geht´s, wie bei der Formel 1, mit frischer Energie weiter. Nur eben in den Klostergarten oder in die Küche.

Ich finde dieses Prinzip sinnvoll. Natürlich kann ich dafür nicht immer in eine Kirche gehen. Meistens reicht mir aber auch ein Moment im Alltagshusle. Ein kurzes Durchatmen an der Kaffeemaschine im Büro, ein wenig frische Luft in der Mittagspause. Oder ich leg zwischen Staubsaugen und Essen kochen für ein paar Minuten die Füße hoch.

Gerade wenn ich viel zu tun habe, fällt es mir schwer mal kurz Pause zu machen. Aber wie bei der Formel 1 reichen mir manchmal auch nur ein paar Sekunden. Ein kleines Stoßgebet. Mein Boxenstopp mit Gott.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=42095
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