Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Vor kurzem habe ich mich mit einer Frau unterhalten, die sich ehrenamtlich im Tafelladen engagiert. Und sie hat mir etwas Erstaunliches erzählt.: „Manche, die bei uns anfragen, ob sie helfen können, stellen sich das einfach völlig falsch vor“, meinte sie. „Die denken, weil sie so großzügig ihre Freizeit opfern, müssten unsere Kunden ständig dankbar sein und ein bisschen zu ihnen aufsehen - weil sie ja so sozial sind. Aber das ist wirklich das Letzte, was unsere Kunden gebrauchen können.“
Als ich das gehört habe, musste ich denken: Es ist bewundernswert, wenn Menschen sich ehrenamtlich engagieren. Bewundernswert– und trotzdem völlig wertlos, wenn eine Sache dabei fehlt: Liebe. Das behauptet genauso der Apostel Paulus in der Bibel. In einem seiner Briefe an die Gemeinde in Korinth schreibt er sinngemäß: Egal was irgendjemand leistet – ob die Person viel Geld für gute Zwecke spendet, gut auftreten kann, ein vorbildlicher Christ ist… Das alles ist nichts. Einfach nichts, wenn es nicht mit Liebe geschieht.
Ganz schön provokant, der alte Paulus. Sogar, wenn es scheinbar wirklich nur um die gute Sache geht. Soll ich zum Beispiel Geld spenden für Menschen, die Hilfe brauchen? Ja, natürlich – aber ich muss mich von Paulus fragen lassen: Tue ich das wirklich, weil ich helfen will? Oder vielleicht doch auch, weil ich insgeheim dafür bewundert werden möchte oder mir wenigstens selbst auf die Schulter klopfen kann? Frei nach dem Motto: „Was bin ich doch großzügig!“
Das ist doch egal – könnte man natürlich einwenden: Hauptsache, es kommt Geld zusammen für einen guten Zweck. Aber der Apostel bleibt dabei: Persönliche Eitelkeit lässt er nicht gelten.
Und in seinem Brief schreibt Paulus:
4 Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, 5 sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, 6 sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; 7 sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. (…)13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.
(1 Kor 13, 4-7+13)