SWR3 Gedanken
1. Mai – Feiertag. Als Pfarrer bin ich für diesen Tag besonders dankbar. Ein nicht-christlicher Feiertag, da habe ich auch mal Zeit. Kein Gottesdienst, keine Verpflichtungen – ein Feiertag, an dem ich wie jeder andere eine Radtour machen kann. Und abends kann ich den Tag im Biergarten mit einem kühlen Radler ausklingen lassen.
Oder ich solidarisiere mich mit den vielen Menschen, die an diesem Tag auf die Straße gehen für bessere Arbeitsbedingungen, faire Löhne und Gleichberechtigung. Das Anliegen der Arbeiterbewegung am 1. Mai ist, wie ich finde, ein zutiefst christliches:
Arbeit gehört dazu. Das ist auch in der Bibel schon von Beginn an klar. Die Bibel setzt aber auch von Anfang an einen klaren Fokus: Die Arbeit der Menschen soll dem Leben dienen. Die erste Arbeit der Menschen in der Bibel ist: Den Garten Gottes pflegen und bebauen, damit sie davon leben können. Das Leben ist Ziel der Arbeit. Das bedeutet für mich genau das, wofür sich viele Menschen heute einsetzen: Löhne, die ein gutes Leben ermöglichen. Gleichberechtigung bei der Arbeit – dass alle etwas vom Leben haben. Und: dass Arbeit begrenzt ist. Dafür plädieren die Heiligen Schriften schon seit über 2000 Jahren. Gott selbst ruht nach sechs Tagen Arbeit. Als Vorbild für die Menschen. Das Leben darf nicht nur aus Arbeit bestehen. Es braucht Zeit und Muße, damit man das, was man erarbeitet hat, auch genießen kann. Und um neue Kraft zu sammeln. Und um Zeit für Gott und die Gemeinschaft zu haben.
Ich nutze den 1. Mai genau dafür. Um Kraft zu sammeln. Und Freunde zu treffen. Zugleich bin allen dankbar, die sich heute dafür einsetzen, dass Arbeit dem Leben dient.
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