Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP
Dieses Wochenende ist bei uns in der Gemeinde Erstkommunion. Die Kinder haben sich festlich angezogen. Die Mädchen sind richtig stolz in ihrem weißen Kleid und die Jungs sind rausgeputzt in ihren schicken Anzügen. Alle freuen sich auf den großen Tag und sind vorher immer sehr aufgeregt deswegen.
Mir geht es ähnlich wie den Kindern. Ich freue mich mit ihnen auf das Fest und bin auch ein bisschen aufgeregt, dass alles klappt.
Ein halbes Jahr habe ich mitgeholfen, die Kinder auf den Tag vorzubereiten. Das hat mir Spaß gemacht. Nicht, weil ich den Kindern bloß Rituale und Gebete beigebracht habe. Sondern weil ich gesehen habe, wie sie als Persönlichkeiten gewachsen sind.
Ich erinnere mich da an einen Jungen im letzten Jahr, der bei den ersten Treffen so schüchtern war, dass er keinen Ton gesagt hat. Er wollte am liebsten wieder nach Hause.
Schritt für Schritt ist er in der Gruppe selbstbewusster geworden. Hat sich irgendwann auch getraut, vor einer kleinen Gruppe eine Fürbitte und kleine Gebete vorzutragen. Am Tag der Erstkommunion hat er vor einer proppevoll gefüllten Kirche längere Gebete ganz selbstbewusst und laut vorgetragen.
Ein paar Monate später ist er sogar in eine Theatergruppe gegangen und spricht jetzt ganz selbstverständlich auch große Texte auswendig vor Publikum.
Durch das Erlebnis habe ich nochmal neu für mich gelernt, was Erstkommunion bedeuten kann. Es geht ja um die Begegnung mit Jesus – ganz konkret im gebrochenen Brot. Aber auch in den alltäglichen Situationen. Ich bin überzeugt, dass die Begegnung mit Jesus in der Gemeinschaft den Jungen gestärkt hat. Dass er gespürt hat, dass er bei Jesus er selbst sein darf. Ich bin stolz auf ihn und auf die anderen Kinder, wenn sie am Tag ihrer Erstkommunion so selbstbewusst am Altar stehen.
Und ich nehme auch für mich etwas mit: Begegnung mit Jesus heißt, dass ich „Ich“ sein darf. Dass ich so sein darf wie Gott mich gedacht hat. Auch heute wieder.
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