SWR Kultur Wort zum Tag

05MAI2025
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Man ist nicht behindert, man wird behindert. Das ist mal ein Satz. Und passt auf den Tag heute. Denn jedes Jahr am 5. Mai gibt es europaweit einen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung.

Da liegt der Gedanke nahe: Es gibt also doch Menschen, die behindert sind. Ja, selbstverständlich. Aber es kommt drauf an, wie man Behinderung definiert. Für viele ist klar: Behindert ist jemand, der körperliche oder geistige Handicaps hat. Das zielt auf individuelle Eigenschaften. Aber seit vielen Jahren setzt sich eine andere Definition durch. Da wird Behinderung sozial gedacht. Wenn der öffentliche Raum voller Barrieren ist. Zu hohe Stufen, Türen durch die kein Rollstuhl passt, die winzige Schrift am Automaten. Da werden Menschen behindert. Auch negative Einstellungen von Mitmenschen gehören dazu. Wenn jemand auf Behinderte herabsieht. Wenn Menschen, die Hilfe brauchen, zu wenig unterstützt werden. Da wird behindert. Behinderung geht auch damit einher, dass manche Menschen unbewusst oder ganz gezielt vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden. Kurz: Man ist nicht behindert, man wird behindert.

Eine alte Weisheit. Denn schon in biblischen Zeiten werden Menschen ganz systematisch ausgegrenzt. Da gibt es den blinden Bartimäus (Lk 18). Der lebt am Rand der Gesellschaft. Und er will geheilt werden. Er trifft auf Jesus. Und Jesus fragt: „Was willst du, dass ich dir tun soll?“ Eine ganz simple Frage. Aber die verändert alles. Bartimäus ist plötzlich auf Augenhöhe mit Jesus. Er, der Behinderte, er darf sagen, was er braucht, was ihm gut tut, was er will.

Ist eigentlich was ganz Normales. Dass ich frage: Was willst du? Was brauchst du? Was kann ich für dich tun? Und auch gut, wenn es darum geht, gehandicapte Menschen einzubeziehen, statt sie auszugrenzen.

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