SWR3 Gedanken
Schornsteinfegerin – das ist der aktuelle Berufswunsch meiner Tochter.
Wir wohnen im fünften Stock und haben einen großartigen Blick auf die Dächer von Stuttgart. Meine Tochter liebt es, am Fenster zu sitzen und den Schornsteinfeger zu beobachten. Sie bewundert ihn dafür, wie mutig er seinen Job da oben macht.
Als sie mal wieder auf dem Fenstersims sitzt und den Schornsteinfeger beobachtet, fragt sie mich: „Mama, dürfen das eigentlich auch Frauen machen?“ Ich bin erstmal verwundert: „Was meinst du?“ „Na, Schornsteinfeger? Das ist ja immer ein Mann, der das macht.“
Mir wird schnell klar: Weil meine Tochter immer nur Männer in schwarz beobachtet, weiß sie gar nicht, ob das auch Frauen machen dürfen. Das prägt sie natürlich. Das was sie sieht – Schornsteinfeger – und das, was sie bisher noch nie gesehen hat: Schornsteinfegerinnen.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir diesen Tag haben: Den Girl‘s und Boy‘s Day. Einen Mädchen-und Jungs-Zukunftstag. Der soll Schülerinnen und Schüler dazu motivieren, sich einen Tag lang einen Job anzuschauen, der nicht unbedingt ihrem Geschlechterklischee entspricht: Während meine Tochter dann einen Tag lang den Schornsteinfeger begleiten darf, können Jungs sich zum Beispiel mal anschauen, was eine Erzieherin so leistet. Das soll sie motivieren, sich weniger an Rollenklischees zu orientieren; und sich einen Job auszusuchen, der zu ihnen und ihren Stärken passt.[1]
Vielleicht ist der Traum meiner Tochter von der Schornsteinfegerin nur ein Kindheitstraum. Aber falls sie ihn später doch mal verwirklichen will, soll es ganz bestimmt nicht an ihrem Geschlecht scheitern.
[1] Infos entnommen von: https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/pirna/presse/2024-7-am-25-april-2024-ist-bundesweiter-girlsday-boysday
https://www.kirche-im-swr.de/?m=42018