Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Bald ist es so weit: Am 17. Mai heiratet mein Patenkind. Schon lange vor Weihnachten ist die Einladung gekommen, und ich hab‘ mich riesig gefreut. Heiraten ist in der jungen Generation ja nicht mehr so selbstverständlich. Nun wird es sogar eine kirchliche Trauung geben; das ist noch seltener. Sie findet allerdings nicht in der Kirchengemeinde statt, zu der die beiden gehören, sondern auf einer Burg. Die bietet gleichzeitig den passenden Rahmen für die anschließende Feier.

Ich habe die Location gleich mal gegoogelt und, keine Frage, die macht was her: Der alte Rittersaal ist edel eingerichtet, aber bei schönem Wetter soll eh alles draußen stattfinden. Der Blick über die Zinnen bietet fantastische Aussichten und die alten Gemäuer eine tolle Kulisse für lange Fotostrecken. Wer will, kann im Hotel im Südflügel übernachten, alles inclusive. Ich ertappe mich allerdings bei dem Gedanken, was das wohl alles kostet. Und wer es zahlt. Ist es heute noch so, dass die Eltern für die Kosten aufkommen? Mein Patenkind ist Anfang dreißig. Da hat man vielleicht selbst schon was auf die hohe Kante gelegt.

Trotzdem: Vielleicht heiraten heutzutage auch deshalb so wenige Paare, weil die Erwartungen an ein Fest so hoch sind. Meine Nichte hat mir von den Junggesellinnen-Abschieden erzählt, mit denen sie gerade ihre Wochenenden verbringt. Ihre Freundinnen versuchen sich dabei mit den geplanten Aktionen gegenseitig zu überbieten. Geht es vielleicht noch ausgefallener, noch exquisiter, noch krasser? Bestimmt. Aber es geht auch ganz anders. I

Inzwischen bieten viele Kirchengemeinden an einem Tag im Jahr sogenannte Pop Up-Hochzeiten an. Für einen festlichen Rahmen und eine schön geschmückte Kirche sorgt die Gemeinde. Auch für die passende Musik. Ob frisch verliebt, standesamtlich verheiratet, ein Jubelpaar oder queer; alle Paare sind dabei herzlich willkommen. Nicht mehr als 90 Minuten werden für ein Vorgespräch, eine Zeremonie und einen Empfang veranschlagt. Alles an einem Tag. Und wer zum Beispiel von einem solchen Angebot der evangelischen Kirche in Überlingen am Bodensee Gebrauch machen möchte, muss nicht mal auf ein Schloss verzichten. Der Garten Eden, die Auferstehungskirche in Überlingen oder die Kapelle auf Schloss Langenstein sind bestens vorbereitet auf zahlreiche Paare, die sich segnen lassen möchten. Am 25. Mai, also genau heute in vier Wochen, heißt es dort: „Einfach Ja!“  Wäre das nicht was?

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