SWR Kultur Wort zum Tag

15APR2025
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„Worauf freuen Sie sich nach dem Tod?“ Diese interessante Frage hat der Bestatter Julian Heigel in einem Tweet gestellt. Und viele haben geantwortet.

Die meisten Antworten auf seine Frage finde ich ziemlich witzig. Wie lustig ist etwa die kurze Antwort: „Erst mal ausschlafen! Dann die anderen besuchen.“ Oder: „Endlich leben.“ Oder auch ganz frisch-fromm-fröhlich-frei: „Jesus sehen.“

Worauf freue ich mich nach dem Tod? Die Frage ist auch deshalb so reizvoll und tiefgründig, weil sie, ganz beiläufig, unterstellt, dass nach dem Tod tatsächlich noch etwas kommt. Etwas, das fröhliche Gespanntheit auslösen könnte.

Ich glaube an die Auferstehung. Aber: Freue ich mich auch darauf?

Der gruselige Pfarrer, der mich vor Jahrzehnten konfirmiert hat, hat uns im Konfirmandenunterricht die Ereignisse nach dem Tod ziemlich plastisch geschildert. Er hat damals erklärt, dass nach dem Tod eine Art Kinofilm auf Großbildleinwand ablaufen würde, der alle Schandtaten unseres Lebens der versammelten Schar der Auferstandenen vorführen würde. Ein beeindruckendes Szenario. Aber nicht unbedingt ein Grund zur Freude. Ich war schon mit 14 Jahren nicht scharf darauf, dass meine Mutter erfährt, wer ihr einmal fünf Mark aus dem Portemonnaie geklaut hat. Heute denke ich, dass sie das sowieso gewusst hat und selbst im Himmel daraus keine große Sache mehr machen wird.

Worauf freue ich mich?! Ich freue mich auf ein himmlisches Fest – jedenfalls hat Jesus das seinen Freundinnen und Freunden versprochen. „Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtet,“ hat er gesagt. Oder er hat den Himmel mit einem großen Festessen verglichen, zu dem ein Gastgeber großzügig einlädt.

Worauf freue ich mich, nach dem Tod? Ich freue mich auf ein Fest voller Musik, Tanz und Lachen. Ich möchte lachen über das, was in meinem Leben gelungen ist, aber auch humorvoll auf das schauen, was so richtig peinlich war. Ich freue mich auf ein Fest, zu dem ich eingeladen bin und ganz selbstverständlich dabei sein darf. Ein Fest ohne Kater am nächsten Tag. Ein Fest, das nachschwingt und nachklingt und die Herzen zum Himmel schweben lässt.

Wobei, im Himmel, da bin ich dann ja schon.

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