SWR3 Gedanken

15APR2025
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An meiner Schule ist ein Schüler verstorben. Ganz plötzlich und überraschend. Er hat noch Fußball gespielt und dann ist er zusammengebrochen und später gestorben.

Wir haben in seiner Klasse von ihm Abschied genommen. Uns an ihn erinnert. Wie er war. Was seine Klassenkameradinnen und -kameraden mit ihm erlebt haben. Er war ein Sonnenschein haben sie erzählt. Einer, der gute Laune hatte und sie weitergegeben hat. Einer, der sein Leben gemeistert hat. Einer, der Fußball geliebt hat.

Auch in einer anderen Klasse haben wir über seinen Tod gesprochen. In einer Deutsch-Klasse für Geflüchtete. Sie alle kannten ihn nicht. Aber sie waren sehr betroffen von seinem Tod. Der Schüler, um den wir getrauert haben, war auch nach Deutschland geflohen. Wie sie. Übers Meer und über verschiedene Länder, bis er in Deutschland war. Die anderen Geflüchteten wissen, was das bedeutet. Wie schwer so eine Flucht ist, was alles passieren kann und wie sich die Strecke in die Seele einbrennt. Sie hatten Respekt vor dem Schüler, der das geschafft hat und es dann sogar geschafft hat so gut Deutsch zu lernen, dass er eine Ausbildung machen konnte.

Und sie war tief betroffen davon, dass sein Weg dann plötzlich zu Ende war, obwohl er so gekämpft hatte und so viel erreicht hat.

Mich hat das berührt. Die Erinnerungen an das gute Miteinander in seiner Klasse. Und dann das Mitleiden von Schülerinnen und Schüler mit einem Menschen, den sie gar nicht kannten, weil sie die gemeinsame Fluchterfahrung verbunden hat. Das Bedauern, dass er nicht weiterleben kann und es endlich mal schön hat, nach dem, was er vorher erlebt hat. Es war ein wichtiger Moment in der Klasse. Uns alle verbindet viel mehr, als wir manchmal denken.

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