Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Jetzt geht sie richtig ab die Natur: Die Bäume haben jede Menge Knospen bekommen und fangen an zu blühen und auch die ersten Tulpen kriechen schon aus dem Boden.
Der Frühling ist angekommen. Ich sehe es auch in meinem Garten: Überall sprießt etwas hervor.
Nur, nicht alles ist von mir gewollt. In meinen Gemüsebeeten zum Beispiel gibt’s richtigen Wildwuchs. Mich stört das, denn mein Gemüse braucht Platz im Beet. Löwenzahn ist da so ein fieser ungebetener Gast. Seine Wurzeln können richtig groß werden und auch die Blätterpracht schafft es, andere Pflanzen zu verdrängen. Für meinen Gemüseplan muss er weg, also muss ich ihn jäten.
Tatsächlich tut es mir aber auch ein bisschen weh, denn meine Kinder lieben die aus Löwenzahn entstehenden Pusteblumen. Auch Bienen lieben Löwenzahn, er ist für sie eine richtige Ernährungs-Goldgrube. Für uns Menschen kann Löwenzahn auch ein Segen sein, etwa bei Völlegefühl oder weil er die Fettverbrennung ankurbelt. So ein Wildwuchs ist manchmal ein richtiges Heilkraut, wenn man sich mal etwas näher damit beschäftigt.
Mit meinen Aufräum-Arbeiten im Garten bin ich deshalb sparsamer geworden. Ich bin davon weggekommen mich über ungebetenen Wildwuchs zu ärgern. Stattdessen sehe ich, wie nützlich so manches Kraut für sein Umfeld oder für mich sein kann. Nicht alles, aber vieles darf dann doch bleiben.
In der Stadtökologie spricht man von Spontanvegetation. Pflanzen, die nicht geplant sind und von selbst an einem Ort wachsen und dann dort sogar einen Beitrag für die Umwelt leisten. Der größte ist sicherlich, dass sie einen kühlenden Effekt haben.
Beton und Steine können im Sommer richtig unangenehm heiß werden. Wenn da mal ein bisschen Grün zwischen den Fugen auftaucht, dann kühlt sich die Umgebung gleich etwas ab. Ich hab’s bei mir zu Hause auch wahrgenommen, beim Stellplatz zwischen den Fugen. Wenn da das Grün wächst, dann ist es nicht ganz so heiß, wie ohne grün. So manches Kraut hilft einfach.
Deswegen bin ich auch dazu übergegangen, erstmal wachsen zu lassen. Dabei geht es mir nicht um ein Verwildern meines Gartens. Sondern im Gegenteil, ich beobachte meinen Garten genau und stelle fest: Jede Pflanze hat von sich aus garantiert einen Wert für ihre Umwelt, sei es als Nahrungsquelle, als Kühler oder als Heilmittel. Ob ich diesen Wert erkenne und damit die Schöpfung ernst nehme, liegt an mir.
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