Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

04APR2025
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Sie sind knuffig, die „Liebe ist…“ - Comic-Figürchen von Kim Casali und ihrem Sohn Stefano aus der Zeitung. Ein dunkelhaariger Junge und ein blondes Mädchen, mal mit Kleidung, mal ohne, werden entweder zusammen oder einzeln dargestellt und zeigen, was Liebe so alles ist. Zum Beispiel: „die beste Medizin der Welt“, „die Antwort auf alle Fragen“ oder „mindestens eine Kuscheleinheit pro Tag.“ Seit knapp über 50 Jahren werden sie schon abgedruckt und irgendwie scheinen die Sätze für „Liebe ist …“ nie auszugehen.

Und das ist auch gut so. Denn wenn es nach mir geht, dann sollte Liebe nie festgezurrt und fixiert werden. Liebe, gelebt oder als Begriff muss offenbleiben, vielfältig gefüllt und bedingungslos. „Liebe ist … wenn er den Abwasch übernimmt“ oder auch „… ihn zu nehmen, wie er ist“.

Denn genau das macht die Liebe doch so besonders, auch unergründlich, unabhängig und unbegreiflich schön. Man kann sie nicht begreifen, nur fühlen. Ich sehe es manchmal liebenden Paaren an, egal ob sie äußerlich verschieden sind oder ähnlich aussehen. Ich sehe sofort, dass sie eine Geschichte haben. Ich sehe, dass da was ist, dass sie verbindet, ohne dass ich Näheres weiß. Wenn sie etwa von unterschiedlichen Teilen der Welt stammen oder wenn sie schon sehr alt sind. Oder aber auch wenn sie fast eine Generation Altersunterschied aufweisen. Etwa wie das französische Ehepaar Brigitte und Emmanuel Macron. Mit 25 Jahren Unterschied sind die beiden gemeinsam unterwegs und könnten eigentlich auch Mutter und Sohn sein.

Für mich stellt sich nicht die Frage, ob das Liebe ist oder nicht. Das kann niemand anderes beurteilen als das liebende Paar selbst. Über die Liebenden zu urteilen, steht mir einfach nicht zu. Und Sätze, wie „Das ist doch keine Liebe!“ oder „Das gehört verboten!“ schon gar nicht.

Liebe ist Freude am Anderen. Als Außenstehende sage ich: Ich freue mich für andere, wenn sie sich gefunden haben.

Und wenn ich so um mich schaue, dann muss Liebe bunt, vielfältig und tiefgründig sein, weil wir Menschen das auch sind. Und zwei miteinander erst recht. Denn Liebe ist vor allem ein Wohlwollen und ein Zuspruch: Ich sag ja zu dir und du bist gut, so wie du bist.

Dieser Liebes-Zuspruch kann für mich nur richtig funktionieren, weil ich an einen Gott glaube, der uns so geschaffen hat, nämlich in Liebe. Ein Gott, der die Liebe selbst verkörpert. Der in alles, was er geschaffen hat, Liebe gesteckt hat.

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