Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
An diesem Schabbat lesen wir in unserem Wochenabschnitt über die Speisegesetze des Judentums und über die für den Verzehr „reinen“, also erlaubten Tiere, sowie über die „unreinen“, und daher zum Verzehr unerlaubten Tiere. Demnach könnte man sagen, dass die Tora,- das Wort unseres G-ttes- von uns Selbstbeschränkung und Selbsterziehung erwartet. Jedoch, das Judesein sieht nicht den Eremiten, oder Asketen als sein Ideal an.
Es ist bezeichnend, dass die Tora zum Abschluss des Kapitels über die erlaubten und unerlaubten Speisen, ihre Betrachtung mit den Worten abschließt: „...darum heiligt euch und ihr sollt heilig werden, denn heilig bin Ich- (G-tt) und machet eure Seelen nicht unrein...(3.B.M. 11:44).“ Ein jeder Christ-, katholisch oder evangelisch, könnte hier aufhorchen und sich fragen, ob ausschließlich dieser Weg zur Heiligkeit führt? Als eine jüdische Klarstellung könnte ich folgendes anbieten: Wie allgemein bekannt ist der „Esstrieb“ neben dem Geschlechtstrieb der stärkste, intensivste menschliche Instinkt. Jedoch, wir, die im Ebenbild G-ttes erschaffen sind, sind auch stark genug uns von diesen Trieben nicht beherrschen zu lassen, sondern wir streben danach sie zu beherrschen. Die Grenzen machen den Juden zum Herrscher über sich selbst, über seine Begierden. Wenn die Tora gerade diese Gebote mit der Aura der Heiligkeit verbindet, dann will sie uns lehren: Beherrsche deine Triebe, denn damit bewährst Du Dich als Ebenbild G-ttes. Mit dem Willen dazu beginnt jede Selbsterziehung.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41830