Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP
Auf die Perspektive kommt es an. Daran erinnern mich drei Satzzeichen in einer ganz bestimmten Reihenfolge:
Ein Doppelpunkt. Eine Klammer auf. Und noch ein Doppelpunkt.
Diese drei Satzzeichen standen auf einem Zettel bei meiner letzten Arbeitsstelle. Er hing an der Wand und jedes Mal, wenn ich im Büro war, musste ich draufschauen:
Ein Doppelpunkt. Eine Klammer auf. Und noch ein Doppelpunkt.
Und darunter stand ein Satz auf Englisch: You decide. „Du entscheidest.“
Denn das war der Clou daran: Je nachdem, wie man die Klammer mit den Doppelpunkten kombiniert, sieht man entweder einen traurigen Smiley mit herunterhängenden Mundwinkeln oder aber einen fröhlich-lächelnden Smiley. Es ist eben eine Frage der Perspektive. You decide. Du entscheidest.
Das trifft nicht auf alles zu. Ungerechtigkeit, Hass und Gewalt etwa verändern sich nicht, wenn man sie aus einer anderen Perspektive betrachtet. Dann bleibt Ungerechtigkeit ungerecht, Hass bleibt menschenverachtend und Gewalt schadet Menschen an Leib und Seele.
Aber da, wo ich Dinge verändern kann, macht es einen Unterschied, mit welcher Haltung und Einstellung ich daran gehe. Wie ich auf meinen Tag blicke, ist eine Frage der Perspektive.
Überlege ich abends, was ich tagsüber erlebt habe, dann liegt es an mir, worauf ich meinen Blick lenke. Schaue ich auf das, was ich nicht geschafft habe, dann gehen die Mundwinkel nach unten.
Nehme ich hingegen wahr, was ich geschafft und worüber ich mich gefreut habe, dann bin ich dankbar für das, was war und ziehe meine Mundwinkel zu einem Lächeln nach oben.
In der Bibel heißt es: „Mehr als alles hüte dein Herz, denn von ihm geht das Leben aus.“ (Sprüche 4,23). Zur Zeit der Bibel hielt man das Herz für den Ort im Menschen, an dem der Verstand sitzt. „Mehr als alles hüte dein Herz“ bedeutet dann auch: Achte auf deine Gedanken. Achte auf das, worauf du deinen Blick lenkst. Denn es hat Einfluss auf dein Leben.
Für mich bedeutet das: Ich nehme all die verschiedenen Gefühle wahr, die ich in meinem Herzen fühle. Aber ich folge nicht jedem Impuls, sondern wäge ab: Schaue ich auf das, was zu kritisieren und zu verbessern ist? Oder möchte ich mich freuen an dem, was gut ist? „You decide – Du entscheidest“
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