Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Paulus aus Tarsus ist für mich eine der schillerndsten Gestalten der frühen Kirche. Ein Zeltmacher mit hohem Bildungsgrad, gläubiger Jude mit römischer Staatsbürgerschaft, zuerst Christenverfolger, dann Netzwerker der Botschaft Jesu bis an die Grenzen der damaligen Welt.
Am Fest Peter und Paul hat der Papst ein Paulusjahr
ausgerufen. Für mich ein Anlass, mich wieder intensiver mit ihm und seinen Schriften zu beschäftigen.
Wenn ich an Paulus denke kommt mir fast automatisch das sogenannte Damaskuserlebnis in den Sinn. Was ist da passiert, dass aus dem fanatischen Verfolger der Christen ein gläubiger Anhänger der Sache Jesu wurde?
Die Bibel beschreibt ein außergewöhnliches Lichtereignis, das Paulus vom Pferd, „vom hohen Ross“ fallen ließ. Doch ob es Paulus wirklich aus dem Sattel gehoben hat, ist nicht bekannt. Ist auch nicht wichtig. Ich frage mich, ob dieser kluge Kopf nicht schon längst am Grübeln war, ob das was er da tut richtig ist oder er sich auf dem Holzweg befindet.
Vielleicht dämmerte ihm vor Damaskus, dass der Boden auf dem er bislang


sein Glaubenshaus zementiert hatte, nicht hält. Dass reine Gesetzesfrömmigkeit am Leben vorbeigeht? Traf es ihn wie der Blitz, dass sein Gott etwas anderes von ihm will, als dass er brav Gesetze befolgt?
Dieser Gott bietet ihm Liebe an – vorbehaltlos… die Frage ist, kann Paulus diese Liebe annehmen? Vorbehaltlos? Bedingungslos?
Ich glaube, sein Gottesbild wurde gesprengt. Er lernt neu sehen und erkennt: wenn ich das ergreife, was mir da von Gott geschenkt ist, dann kann sich etwas wandeln in mir. Es kann etwas in mir wachsen, eine Kraft, die ich nicht aus mir selber habe, ein Mut, der mich Neues wagen lässt.
Mich fasziniert, wie Paulus sich wandeln ließ und dass er zeitlebens ein Gottsucher blieb. Ein Sucher, der sich finden ließ von seinem Gott. Einer, der auch mich immer wieder ermutigt, vertrauensvoll durchs Leben zu gehen ...mit Sätzen wie:
„Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (Röm 8,38f)
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4181
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