SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

16MRZ2025
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So ein Navi ist eine praktische Erfindung. Ich gebe nur mein Ziel ein, und in Sekunden wird mir gesagt, in welche Richtung ich starten muss und wie‘s dann weitergeht. Ganz detailliert, an jeder Kreuzung, an jeder Kurve. In den allermeisten Fällen kann ich mich drauf verlassen, dass ich auf dem kürzesten oder auf dem besten Weg an meinem Ziel ankomme. Und wenn ich doch mal unaufmerksam bin und falsch abbiege, oder unterwegs umdisponiere, dann dauert es nur einen Augenblick, und das Navi passt sich an und schlägt einen anderen Weg vor. Es führt mich trotzdem weiter, dann eben über eine andere Strecke. Wie oft war ich schon erleichtert, wenn ich diese Ansage gehört habe „Route wird neu berechnet“. Denn sie sagt mir: Egal, welchen Weg ich nehmen will, ich komme auf jeden Fall an meinem Zielort an.

 

Ich glaube ja, so ein Navi gibt‘s nicht nur fürs Autofahren. Ich glaube, dass mein ganzer Lebensweg unter einem ‚Navi‘ steht, die lange ‚Route‘, die ich zwischen Geburt und Tod zurücklege. Diese Vorstellung ist nicht neu, religiöse Menschen haben zu allen Zeiten darauf vertraut, dass sie ihren Weg nicht allein finden müssen, sondern: dass es eine Kraft gibt, die größer ist und die ihr Leben sieht und leitet. ‚Vorsehung‘ hat man das früher genannt, auch Führung oder Fügung. Aber dann ist da ja immer auch die Frage: Und wo bleibt meine Freiheit? Wenn mein ganzer Weg vorbestimmt ist?

 

Ausgerechnet das Navi in meinem Auto hat mir da etwas klargemacht. Mit seiner Ansage „Route wird neu berechnet“. Das ist für mich zu einem Bild geworden, mit dem kann ich mir besser vorstellen, wie das zusammengehen kann: Gottes Plan für mich – und meine Freiheit, selbst darüber zu entscheiden, welche Wege ich gehen will. 

 

Wie die meisten Menschen habe auch ich in meinem Leben nicht immer den geraden Weg genommen. Da waren auch Umwege, Fluchtwege, Abwege und sogar regelrechte Irrwege. Wenn ich darauf zurückschaue, werde ich ganz demütig und zugleich ganz dankbar. Dass sich dann doch so Vieles immer wieder gut gefügt hat. Dass Gott immer mitgegangen ist, und ‚die Route‘ meines Lebens immer wieder ‚neu berechnet‘ hat. Und ich vertraue darauf, dass er das immer wieder tun wird. Sooft ich mich verfahre oder verirre, er einen neuen Weg findet, eine neue ‚Route‘. Und irgendwann werde ich dann vielleicht auch hören: ‚Du hast dein Ziel erreicht‘. 

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