SWR3 Gedanken

20MRZ2025
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Als Pfarrerin und damit Person des öffentlichen Lebens werden regelmäßig wilde, lustige und auch verletzende Gerüchte über mich verbreitet. Oft kann ich drüber lachen. Doch manchmal geht es zu weit: Dann, wenn sich Gerüchte über angebliche Liebschaften mit verheirateten Männern hartnäckig halten. Dann bin nämlich nicht nur ich betroffen. Dann sind mehrere Personen involviert, auf deren Leben und Beziehung dieses Gerücht großen, oft folgenschweren Einfluss hat! Ich lebe in einem Dorf und bin selbst Mensch. Mich interessieren Dorfklatsch und Tratsch natürlich auch. Und auch mir fällt es manchmal schwer die Klappe zu halten! Aber ich sehe, was Gerüchte anrichten können, und deshalb weiß ich auch: wir sollten alle immer zweimal nachdenken, bevor wir Dinge rumerzählen!

Um darauf aufmerksam zu machen, bin ich letztes Jahr zur Fasnacht als Gerüchte-Köchin gegangen. „Ich koche jedes Gerücht“ stand auf meinem Kochlöffel, und auf meiner Kochschürze standen allerhand Dorf-Gerüchte. Viele haben darüber gelacht. Manch einer hat sich vielleicht auch ertappt gefühlt.

Ich hätte als Überschrift auf die Schürze auch groß eines der Zehn Gebote drüberschreiben können: "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden, wider deinen Nächsten." (2.Mose 20,16) Menschen haben von je her über andere geredet und hergezogen. Das machen wir irgendwie gerne. Nicht immer mit böser Absicht. Ganz oft erscheint es uns als harmlos, aber für die betroffene Person ist es eben ganz und gar nicht harmlos!

Also habe ich mir angewöhnt mich selbst zu hinterfragen: „Warum erzähle ich das überhaupt? Und schadet es der Person, wenn ich so was von ihr erzähle? Verletzt es sie oder andere? Das hat mich schon mehr als einmal vor unsinnigem Gerede gestoppt. Denn auch eine Pfarrerin ist nur ein Mensch. Also lasst uns lieber was Anständiges kochen. Gerüchte sind meistens ungenießbar!

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