SWR1 3vor8

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4. Advent
Joh 1, 19-23


19 Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden zu ihm sandten Priester und Leviten von Jerusalem, dass sie ihn fragten: Wer bist du?... 23 Er sprach: »Ich bin eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Ebnet den Weg des Herrn!«, wie der Prophet Jesaja gesagt hat (Jesaja 40,3).. Ich taufe mit Wasser; aber er ist mitten unter euch getreten, den ihr nicht kennt. Der wird nach mir kommen, und ich bin nicht wert, dass ich seine Schuhriemen löse.

Stellen Sie sich vor, Sie gehen über den Marktplatz Ihrer Stadt, da kommt ein Reporter, hält Ihnen ein Mikrofon hin und fragt Sie: „Was halten Sie von Jesus Christus? Was bedeutet er für Sie?“ Was würden Sie machen? Ausweichen? „Ich muss ganz schnell noch ..“ Oder würden Sie sich auf die Frage einlassen? Eine Antwort versuchen? Vielleicht: „Jesus, der ist Gottes Sohn, das glaub ich.“ Oder: „Für mich war er schon ein besonderer Mensch, aber naiv war er. Er dachte, er könnte es mit den Römern aufnehmen und dafür haben sie ihn gekreuzigt.“ Oder: „Jesus, der ist lange tot.“ Oder „Jesus, ohne den gäbe es keine Kirche und keine Christen – obwohl er selber Jude war.“ Oder würde Ihre Antwort ganz anders aussehen?
In der Bibel wird eine Geschichte erzählt, da wird auch einer zu seinem Verhältnis zu Jesus gefragt. Allerdings wird er nicht harmlos interviewt, Johannes der Täufer wird befragt, fast schon verhört, im Auftrag der höchsten Religionsbehörde, weil man Gefahr wittert: Bist Du der Messias? „Nein“, sagt Johannes. Ich bin sein Vorläufer, ich bin sein Wegbereiter. Ich bin nicht wert, dass ich seine Schuhbänder löse.
Zwei Dinge finde ich an dieser Antwort spannend:
Zum einen: Johannes ist um eine Antwort nicht verlegen: Er druckst nicht rum. Er spürt, mit Jesus kommt der Messias, der endgültige Gesandte Gottes. Mit ihm tritt Gott uns Menschen ganz besonders nah.
Und das zweite finde ich noch interessanter. Mit seiner Antwort gibt Johannes nicht nur Auskunft über Jesus, sondern er gibt damit zugleich Auskunft über sich selbst. Er sagt, wer er selbst ist, als er sagt, wie er zu Jesus steht. Ich bin sein „Vorläufer“. Sein „Wegbereiter“. Er gibt keine Wissensantwort, sondern eine persönliche Beziehungsantwort. Ein Kind würde ja auch nicht sagen, „das ist die Frau XY“, sondern „das ist meine Mama.“ So antwortet auch Johannes: „Jesus ist der Gesandte Gottes und ich bin sein Wegbereiter.“
Ich hab mal gelesen: Ein Christ oder eine Christin ist nicht jemand der dies oder das denkt, für wahr hält oder tut. Christ ist jemand, der auf die Frage wer Jesus Christus ist, Antwort gibt mit seinem Leben, also mit Leib, Seele und Verstand.
Was würden Sie dem Reporter auf dem Marktplatz antworten? https://www.kirche-im-swr.de/?m=418
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