SWR3 Gedanken
Lautes Lachen im Konfi-Unterricht. Die 13-jährige Amelie verkündet: „Ich werde mal Pfarrerin; da arbeite ich nur am Wochenende und alle müssen mir im Gottesdienst eine Stunde lang zuhören!“ Ich lache mit und denke mir kurz: Spannend, wie mein Beruf von anderen wahrgenommen wird. Was mich aber wirklich freut, ist, dass sich aus ihrer Aussage heraus ein spannendes Gespräch rund um das Thema Gottesdienst ergibt. „Mal im Ernst, Frau Schimmel, was bringt eigentlich Gottesdienst?“, fragt sie weiter, und die anderen nicken. Wir überlegen also miteinander, was das genau ist: Gottesdienst.
Schnell sind sich alle Konfis einig, dass das für sie eine meist langweilige Stunde ist, in der viel gebetet wird. Außerdem wird gesungen. „Ein Dienst an Gott halt, sagt doch schon der Name“, wirft Manuel ungeduldig ein.
Ist es tatsächlich nur ein Dienst an Gott? Ich hake nach. „Was hätten wir Menschen, denn dann davon? Denkt doch mal an alles, was ihr von Jesus gelernt habt.“ Da spucken meine pfiffigen Konfis alles aus, was sie so wissen: Dass es Jesus cool findet, wenn wir unseren Nächsten lieben, wenn wir anderen helfen, sogar dann, wenn wir sie nicht mögen. „Jesus ist für den Dienst am Menschen“, fasst eine weitere Konfirmandin unser Gespräch richtig gut zusammen. „Und im Gottesdienst hören wir ja von diesem Jesus, der uns zeigt, wie wir das machen.“ Zum Schluss erzähle ich ihnen noch, dass Jesus einmal gesagt hat: „Was ihr für einen meiner Brüder oder eine meiner Schwestern getan habt (…), das habt ihr für mich getan.“ (Mt 25,40) Wenn ich also einem Menschen etwas Gutes tue, tue ich das auch für Gott. Menschendienst ist Gottesdienst. Und das findet nicht nur am Sonntag statt, sondern die ganze Woche.
„Ach nee“, ruft Amelie wieder rein, „dann werde ich doch nicht Pfarrerin! Die ganze Woche Gottesdienst, das ist mir dann doch zu anstrengend!“
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