Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP
Auch ich bin einer. Einer der gescholtenen Boomer. Einer von denen also, die jetzt 60 sind und älter. Wir sind nicht nur ziemlich viele, wir entscheiden auch wichtige Dinge. Vor allem aber sind wir bei allen Wahlen die stärkste Gruppe. Wir bestimmen also maßgeblich, wie die Zukunft aussieht. Gut ist das nicht. Weil wir Alten nicht die Zukunft sind. Zukunft – das sind die Kinder und Jugendlichen. Und was die bewegt, darum geht es gerade kaum. Weil sie halt wenige sind und keine Stimme haben. Und weil es uns Alten oft so scheint, als ob sie in einer anderen Welt lebten.
Bewusst wird mir das, wenn auf meiner Fahrt zur Arbeit Schülerinnen und Schüler im Zug sind. Da merke ich: Was sie auf ihren Handys anschauen oder worüber sie sich unterhalten, das ist längst nicht mehr Meins. Der 10-Jährige und der über 60-Jährige. In Vielem leben wir scheinbar auf verschiedenen Kontinenten. Mit seinen Helden bei TikTok kann ich so wenig anfangen wie er mit den Figuren meiner Kindheit. Und was ich mir erhoffe, das wird oft wohl ganz anders aussehen als das, was er sich wünscht.
Nun wäre das alles nicht so schlimm, wenn die, die entscheiden, immer alle im Blick hätten. Auch die, die klein sind, schwach oder unmündig. Oft passiert das aber nicht. Beim Klima- und Umweltschutz. Bei der Frage, wie wir unsere Städte lebenswert gestalten. In Restaurants oder Wohnanlagen, wo Kinder vor allem als störend empfunden werden.
Kinder an die Macht, wie es in einem Hit mal hieß, ist sicher nicht die Lösung. Aber die Welt öfter mal durch die Augen von Kindern zu betrachten, würde schon helfen. Und als Christ kann ich mich auch an ein Wort erinnern, dass Jesus mal über die Kinder gesagt hat: „Menschen, die im Herzen Kinder geblieben sind, denen gehört das Himmelreich“.
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