SWR Kultur Wort zum Tag

13MRZ2025
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Er muss sich bedanken bei Polizei und Feuerwehr: Alle haben sich um ihn und sein neunmonatiges Kind nach dem Unfall „super gekümmert“, meint André L. am Tag danach. Sein Auto war mit einem anderen Auto zusammengestoßen. Belebte Straße, viele Schlaglöcher, alles bisschen eng da Der andere Fahrer war schuld – oder hat jedenfalls ein Problem gehabt. André L. hat ein Schleudertrauma – und der kleine Sohn wohl erst mal nur einen Schrecken, höchstens. Alles gut bei beiden.

Allerdings: André sieht – mehr aus dem Augenwinkel zunächst – er hat jedenfalls mitbekommen, dass das gegnerische Auto nach der Kollision wohl ganz außer Kontrolle geraten ist; gerade versinkt es im Weiher neben der Straße. Und weil er selbst und das Kind offenbar kein größeres Problem haben, steigt der Vater aus seinem Wagen aus, springt ins Wasser, taucht kurz und rettet den 89-jährigen Fahrer vor dem Ertrinken.

Keine Ahnung, was André glaubt; gehandelt hat er jedenfalls ziemlich christlich: Sieht einen Menschen in Not oder Gefahr – und greift ohne große Rücksicht auf sich selbst ein und zieht ihn da raus. Das ist „Nächstenliebe“ - gelebte Nächstenliebe.

Der Ort des Geschehens ist übrigens auch neben der Straße ziemlich belebt: Naherholungsgebiet in der Stadt. Ein Café gleich nebenan. Warum bleiben die vielen Leute da in der Sonne auf der Terrasse sitzen, statt einzuspringen? „Nichts gemerkt“ ist ne schlechte Entschuldigung. Smartphones haben einige gezückt; Fotos geschossen oder gefilmt, was da zu sehen war. So was will ich doch schnell verbreiten… Wenigstens behindert haben sie die Rettung hoffentlich nicht!?

Es ist gruselig – da gibt es keine Ausrede. Unabhängig von irgendeiner Religion: Helfen und mithelfen wäre doch einfach nur menschlich gewesen. Jemand hätte sich um das Kleinkind kümmern können, während der Vater den alten Mann rettet. Jemand hätte die Unfallstelle absichern müssen und Polizei und Krankenwagen rufen, sowieso. Nix gesehen – da musst du dich schon wegdrehen, in so einer Situation.

Jesus in der Bibel kommentiert solche Geschichten so: Was ihr dem Geringsten getan habt, also einem Ertrinkenden, einer Hungrigen, anderen ohne Wohnung und Hilfe… was ihr denen getan habt, das habt ihr mir getan; oder eben nicht.

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