SWR4 Abendgedanken

14MRZ2025
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Haben Sie schon mal von einer Not-To-Do-Liste gehört? Sie ist das Gegenteil von einer To-Do-Liste. Auf die kommen ja alle Aufgaben, die noch zu erledigen sind.  Auf die Not-To-Do-Liste kann ich alles schreiben, was ich eben nicht machen muss.

Ich hab die Liste auf einer Fortbildung kennengelernt. Thema war, wie man seine Arbeit gut strukturiert. Die Liste soll mir dabei helfen, dass ich lerne sinnvoll und fokussiert zu arbeiten. Also schreibe ich auf: „Ich möchte nicht mehr das Mailprogramm geöffnet lassen, wenn ich eine Aufgabe konzentriert bearbeite.“ oder „Ich möchte meine Arbeitsblätter nicht mehr zu perfektionistisch gestalten.“ Alles in allem kann mir mit so einer Liste bewusst werden, was eigentlich wichtig ist.

Den Fokus neu ausrichten und Bewusstsein für das Eigentliche schaffen. Das kommt mir bekannt vor und zwar von der christlichen Fastenzeit. Das große Thema der Fastenzeit ist nämlich „Umdenken“. Also, dass ich meine Gewohnheiten hinterfrage, mir Gedanken über mein Leben mache und den Alltag aus einer neuen Perspektive betrachte. Ich kann weglassen, was mir eigentlich gar nicht gut tut.

Also hab‘ ich meine Not-To-Do-Liste für die Fastenzeit geschrieben. Auf der Liste stehen Verhaltensmuster und Glaubenssätzen, die ich nicht mehr umsetzen oder denken möchte. Zum Beispiel: „ich möchte meinen Wecker morgens nicht fünf Mal klingeln lassen und dann in Stress geraten.“ oder „ich möchte mich nicht mehr davon unter Druck setzten lassen, was andere von mir erwarten.“ Und wenn ich dann doch wieder versucht bin, auf die Schlummertaste zu drücken, ist die Liste mein persönliches Warnsignal und ich erinnere mich: „Stimmt, eigentlich wollte ich meinen Tag ja anders beginnen.“ Und eigentlich muss ich auch nicht direkt in Stress verfallen, wenn andere scheinbar so viel von mir erwarten. Ich denke dann an die Liste und frage mich: „Erwarten die anderen wirklich so viel, oder mache ich mir selbst am meisten Druck.“

Und wenn die Not-To-Do-Liste hält, was sie verspricht, dann unterstützt sie mich dabei mehr zu mir zu finden und zu einem Leben, das so viel Gutes für mich bereithält. Wenn ich eben ein paar Dinge nicht mache und Platz schaffe. Genau dafür ist die Fastenzeit da.

Clarissa Wolk aus Mannheim von der katholischen Kirche

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41765
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