SWR4 Abendgedanken

21MRZ2025
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Jeder kennt sie, aber keiner will sie. Ich spreche von der Angst. Schon kleine Kinder kennen Angst. Ich hatte zum Beispiel als Kind Angst vor Gewitter, Dunkelheit und den Gespenstern unter meinem Bett. Jeden Abend bin ich unters Bett gekrochen und habe geschaut ob da Gespenster liegen. Ich habe nie welche gefunden. Heute habe ich eher Angst vor den Monstern, von denen mir morgens die Tageszeitung berichtet. Ich habe Angst vor Krieg und vor der fortschreitenden Zerstörung der Umwelt. Und wenn ich in die Spiegel schaue und merke, dass ich älter werde, dann habe ich manchmal Angst vor dem, was mich vielleicht noch an Krankheiten im Alter erwarten. Die Angst hat sich geändert, aber sie ist geblieben.

Auch Jesus hatte Angst. Die Bibel erzählt, dass Jesus am Abend vor seinem Tod in einem kleinen Garten in Jerusalem war und vor Angst geschwitzt und gezittert hat. Er hat gewusst, was noch in dieser Nacht auf ihn zukommen würde: Die Gefangennahme, die Verhöre durch den römischen Statthalter, die Folter und der Tod, aufgehängt an einem Kreuzbalken. Wer hätte davor keine Angst? In seiner großen Angst hat Jesus gebetet. Ich mache das auch manchmal in meiner Angst. Aber ich krieche auch unter das Bett und versuche, meine Ängste zu vertreiben.  Andere gehen zu einem Therapeuten. Wieder andere greifen zu Tabletten. Jeder hat seine ganz persönliche Art, gegen die Angst anzukämpfen.

Jesus hat gebetet. Er hat seine Angst zu Gott gebracht und erlebt, dass ein Engel gekommen ist und ihn gestärkt hat. Wohlgemerkt: Die Angst ging nicht weg. Aber im Gebet konnte Jesus über die Angst hinaussehen und er konnte glauben, dass Gottes Macht größer ist als alles, was uns Angst macht. Die Angst war noch da, aber sie wurde erträglich.

Bei einer anderen Gelegenheit hat Jesus einmal gesagt: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ (Joh 16,33). Jesus sagt nicht: „Ich habe die Angst überwunden“, sondern: „die Welt“. Jesus weiß, dass wir immer Angst haben werden, solange wir leben. Vor Monstern unterm Bett, vor dem, was in der Welt geschieht oder vor persönlichen Schicksalsschlägen. Aber es gibt einen Gott, der größer ist als alles, was mich bedroht. Und ihm kann ich meine Angst sagen und erleben, wie ich gestärkt werde.

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