SWR4 Abendgedanken

17MRZ2025
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Manche Menschen haben ein „Lebensmotto“. Ich finde es aber gar nicht so einfach, so ein Lebensmotto in einem Satz zusammenzufassen. Ein Satz der auf den Punkt bringt, was mich durch alle meine Tage begleitet und mich in guten, wie in schweren Zeiten trägt.

Ein sehr gebildeter und überlegter Mann war der Pfarrer Karl Barth. Er war einer der einflussreichsten Theologen des letzten Jahrhunderts. Er hat unzählige theologische Bücher geschrieben, lehrte an der Universität und bekam die Ehrendoktorwürde verliehen von Universitäten wie Chicago und Oxford, von Glasgow und Genf, von Straßburg und Paris. Als er alt geworden war, wurde auch er einmal gefragt, ob er sein Lebensmotto in wenigen Worten zusammenfassen könnte. Das hat Karl Barth getan – ausgerechnet mit den Worten eines Kinderliedes aus dem Gesangbuch:

»Weil ich Jesu Schäflein bin, freu' ich mich nur immerhin über meinen guten Hirten, 
der mich wohl weiß zu bewirten.  Der mich liebet, der mich kennt und bei meinem Namen nennt.« (EG 652). Das war sein Motto. Nach vielen Jahren als Pfarrer und Theologe, nach unzähligen theologischen Büchern, nach einem Leben als einer der klügsten Professoren in seinem Fachbereich, waren diese Worte für Karl Barth das Wichtigste seines ganzen Lebens: Sein kindliches Vertrauen, dass er Jesu Schäflein ist und Jesus sein guter Hirte.

Und ich frage mich, was eigentlich mein Lebensmotto ist und was mich durch dieses Leben trägt. Wenn ich alt werde und alle meine beruflichen Leistungen nicht mehr so wichtig sind, was bleibt dann? Was trägt mich im Leben und im Sterben? Natürlich gibt es vieles, was mir wichtig ist: Meine Familie und meine Kinder. Meine Freunde. Menschen, die mich auf meinem Lebensweg begleitet haben. Auch mein Beruf ist mir wichtig und ich bin dankbar, dass ich als Pfarrer einen Beruf habe, der mich erfüllt. Aber was bleibt, wenn das alles nicht mehr so ist? Irgendwann bin ich im Ruhestand, meine Kinder leben ihr eigenes Leben und auch meine Kraft wird im Alter weniger werden.

Das alles ist mir wichtig, aber ich bin überzeugt, das alles ist getragen von Gott, und darauf kommt es letztlich an: Dass ich zu Jesus gehöre. Dass er der gute Hirte ist, der mein Leben in seiner Hand hält und mich zum Ziel führt. Dass ich darum darauf vertrauen kann, dass mein Leben in Gottes Hand liegt.

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