SWR3 Gedanken

14MRZ2025
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Dieser Film hat mich verändert: „Heldin“, seit Ende Februar im Kino. Ich werde darin mitgenommen auf eine Schicht der Pflegefachkraft Floria in der Chirurgie. Ich eile mit der jungen Frau im blauen Kittel auf der Kinoleinwand über den Krankenhausflur. Spüre dank der grandiosen Leistung der Hauptdarstellerin Leonie Benesch hautnah, wie sehr sie helfen möchte. Aber auch wie der Druck mit jeder Minute auf Station wächst – wieder klingelt eine Patientin, weil sie Schmerzen hat, wieder kommt ein Notfall rein, muss jemand für den OP vorbereitet werden - und die Abendrunde ist nicht mal halb geschafft. Pflegenotstand hatte ich vorher schon im Kopf verstanden. Nachdem ich „Heldin“ gesehen habe, fühle ich ihn körperlich.

Hinter jeder Tür in dem langen Klinikflur, die wir mit Floria durchschreiten, treffen wir auf menschliche Schicksale: Die junge Mutter, bei der der Krebs wieder da ist und deren Hand Floria hält oder den einsamen Mann, den niemand besucht und der sie fragt: „Sind sie morgen wieder da?“

Das ist kein Krankenhauskitsch, denn es gibt sie wirklich, die wunderbaren Idealisten in Helferberufen. Die da sind, wenn Menschen sie brauchen. Der Film ist eine Liebeserklärung an sie. Ich kenne viele davon im echten Leben. Aber die große Gefahr ist, dass diese Menschen in einem kranken System selbst unter die Räder kommen. Aufgerieben zwischen Empathie und Erschöpfung.

Vor genau fünf Jahren standen in Deutschland während des ersten Lockdowns viele Menschen auf ihrem Balkon, haben den Pflegekräften applaudiert. Seither sind die Heldinnen und Helden der Krankenhäuser, Altenheime und mobilen Sozialstationen wieder weitgehend in Vergessenheit geraten. Gesellschaftliche Anerkennung und angemessene Arbeitsbedingungen – schön wäre es. Ich gebe zu, dass ich das Thema Pflegenotstand auch nicht mehr so auf dem Schirm hatte. Nachdem ich „Heldin“ gesehen habe, ist das anders.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41752
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